Songwriting trifft Sahel-Skalen

Ballaké Sissoko & Piers Faccini
Our Calling
(NøFormat/Indigo)

Einen dicken Fang hat sich der Duo-freudige Kora-Solist Ballaké Sissoko da an Land gezogen. Auf Our Calling (NøFormat/Indigo) ist der großartige Piers Faccini sein nicht gerade völlig überraschender Partner, denn die beiden hatten sich seit zwanzig Jahren schon mit Stippvisiten auf ihren jeweiligen Alben besucht. Das Crossgenre-Unternehmen zwischen Griotmusik und Songwriting auf Albumlänge klappt prächtig: Mal fühlt sich der Italo-Brite in die typischen Sahel-Skalen vokal ein („Mournful Moon“), mal folgt Sissoko den Ohrwurm-Melodien mit ruhigem Puls („One Half Of A Dream“). Wie ein swingendes Kinderlied mutet „Borne On The Wind“ an, gewidmet der Patin des Albums, der Nachtigall, den Duettierenden ähnlich zwischen zwei Erdteilen unterwegs.

In ein paar fast unheimlichen Momenten, etwa in „If Nothing Is Real“ oder „Go Where Your Eyes“, beschwört Faccinis Timbre Bilder herauf, die einen glauben lassen, ein wiederauferstandener Nick Drake spaziere am Niger entlang. Die Polarität zwischen Sahel und angelsächsischem Song bleibt aber nicht exklusiv: In „Nina Nanna“ bringt Faccini ein Stück Süditalien ein: Ein Meisterstreich, das Tarantella-Universum zur modalen Sphäre der Kora zu gruppieren. In der puren Dreiertakt-Seligkeit von „Shadows Are“ zeigt sich auch, wie Kora und E-Gitarre sich in ihren Begleitmustern wundervoll komplettieren. Cello, Ngoni und Gimbri setzen I-Tüpfelchen in diesen eleganten, tiefempfundenen Akustik-Folk.

© Stefan Franzen

Piers Faccini & Ballaké Sissoko: „One Half Of A Dream“
Quelle: youtube

Nachlese: Ohren auf Weltreise – Reithalle Offenburg

Vielen Dank an alle, die ins Foyer der Reithalle Offenburg gekommen sind, um diesen tollen Abend mit uns zu feiern.
„Ohren auf Weltreise“ machte in meiner Geburtsstadt Station, bereichert und begleitet von Awa Ly und Lucie Cravero.


Jürgen Haberer schreibt am 5.2. im Offenburger Tageblatt:

„Gut eine Stunde wird das Publikum in der Reithalle in einen musikalischen Sog hineingezogen. In der feinsinnigen Reduktion entwickelt das Duo eine bemerkenswerte Aura und Kraft. Das Publikum ist begeistert und beeindruckt, weil hier auch ein durchdachtes Konzept zum Tragen kommt: ‚Ohren auf Weltreise‘ als eine Lesung mit Musikbeispielen, kombiniert mit einem richtigen Konzert.“

Fotos: © Stefan Franzen

 

Radiotipp: Mit 5 Instrumenten um die Welt

SWR Musikstunde
Mit 5 Instrumenten um die Welt
03. – 07.02.2025, jeweils 9 Uhr 05 (Wdh. um 23h03)

In ihren Ländern gelten sie als Nationalinstrumente, sind aber allesamt Teil einer großen Familie über Grenzen hinweg. Alle haben sie einen unverwechselbaren Klang und eine spannende, wendungsreiche Geschichte. Heutzutage erklimmen sie internationale Bühnen, treten aus ihrer Tradition heraus, begegnen der Klassik, verbünden sich mit Pop, flirten mit Jazz.

Fünf Instrumente, mit denen wir in dieser Woche um die Welt reisen – von Lissabon nach Thüringen, von Bamako nach London, von Teheran nach Berlin, von Dublin nach Venedig, von Valencia nach New Orleans und Rio.

Pedro Caldeira Cabral: „Fantasia Verdes Anos“
Quelle: youtube