Soulman auf Jazzpfaden

Das Beste aus zwei Welten: die Energie des Soul und die Harmonien des Jazz, so definiert Myles Sanko sein Schaffen. Mit seinem neuen Werk Memories Of Love (Légère Recordings) vereint der Mann aus Cambridge sie in einer ungewöhnlichen Dramaturgie von Liebesliedern.

Im Video zu seiner neuen Single „Freedom Is You“ geht Myles Sanko ins Wasser. Mit den besten Absichten, denn dort erwartet ihn ein weißgewandeter Mann für die Taufe. „Ich bin kein religiöser Mensch“, stellt Sanko klar, „aber durchaus spirituell. Und in dieser Hymne an die Musik habe ich in Bilder gefasst, wie gut es tut, von Tönen ganz umflossen zu werden wie vom Wasser. Musik ist mein Leben, mein Alles, meine Zukunft.“ Man mag von seinem strahlenden, manchmal etwas plakativen Sound angetan sein oder nicht: Diese Aussage ist absolut glaubhaft, haben seine Songs doch immer die Aura der Hingabe.

Myles Sanko, der 1980 als Sohn eines bretonischen Seemanns und einer Ghanaerin geboren wird, hat eine unstete Kindheit, die er rückblickend aber doch als „fantastisch“ ansieht. „Als Fischer gehst du dahin, wo der Fang gut ist, und das hieß für mich, ein Leben zwischen der ghanaischen Hafenstadt Tema, dem togolesischen Lomé, Abidjan in der Elfenbeinküste und dem Senegal.“ Liebgewonnene Erinnerungen hat er vor allem an Ghana, wo die Lieder, mit denen die Fischer ihre Netze einholten oder mit denen der Zimmermann das Haus baute, ihm so etwas wie einen Urkick für sein rhythmisches Empfinden gaben. Doch schließlich schlug Sanko in Cambridge Wurzeln, wo er sich in der lokalen Szene die Hörner abstieß. Von seiner ursprünglichen Liebe, dem Rap ausgehend, entdeckte er durch die dort verwendeten Samples immer mehr die Vorläufergenres.

„Wir hatten hier eine kleine Soul- und Funk-Szene, die aber gerade groß genug war, um mir das Rüstzeug zu geben“, erinnert er sich. „Ich habe hier gelernt, wie man auf der Bühne agiert.“ Und genau das wurde auch zu seinem Leitgedanken: Ein guter Sänger muss ein geborener Performer sein. Daher offenbart Sanko auch eine ausgeprägte Liebe für die Rampensäue James Brown und Otis Redding, bewundert gerade bei letzterem, wie er von delikater Sensibilität auf Explosionskraft umschalten kann. Weitere frühe Heroen: Donny Hathaway und Bill Withers, dem er attestiert, er sei eigentlich ein Jazzer, man müsse sich nur eingehend mit seinen Kompositionen beschäftigen. Auch in Sankos Timbre hat sich Mr. Withers unverkennbar als seelenverwandter Vokalist niedergeschlagen.

Myles Sanko: „Freedom Is You“
Quelle: youtube

Mittlerweile hat sich Myles Sanko von den Vorbildern und dem unverkennbar auf Retro gepegelten Sound der Frühwerke emanzipiert. „Ich denke, dass ich jetzt allmählich weiß, wo ich hinwill und dass ich akzeptiert habe, wer ich selbst bin. Ich bin gespannt, wie mein weiterer Weg verlaufen wird, denn ich habe mir vorgenommen, vor der Rente 15 Alben aufzunehmen! Memories Of Love hat einen sehr kraftvollen Sound, den ich zusammen mit meinem langjährigen Pianisten Tom O’Grady ausgeklügelt habe. Früher habe ich nicht viel mit Background Vocals gearbeitet. Aber jetzt habe ich mich gezielt entschieden, Chöre zu verwenden, viel Gospelanklänge zu verwenden. Das verleiht dem Album eine Spannung, eine Präsenz, und genau den richtigen Schwung.“ Was aber nicht heißt, dass alle elf Songs immer straightforward an die Bühnenkante gehen. Es gibt viel Platz für Improvisationen für Sax, Trompete und vor allem für O‘Gradys quirliges Klavier, auch mal unerwartete Progressionen.

Alle seine Bandmitglieder stammen aus Londons junger Jazzszene, zu der sich Sanko selbst nie zugehörig fühlte. „Ich als Außenseiter in dieser Londoner Jazzwelt, die Mischung macht’s!“, so sein Urteil. „Was mich im Soul manchmal stört, ist seine Schlichtheit, nach der aber manche der klassischen Songs des Genres gerade verlangen. Im Jazz dagegen fehlt mir zuweilen das tiefe Gefühl und die Leidenschaft. Mein Ziel ist es, das Beste aus beiden Welten zu vereinen, und die Würze sind die Streicher, der Gospel, ein Hauch Funk und HipHop.“ Sanko geht sogar so weit, dass er seinen Hörern auf dem Album zwei Songs in verschiedenen Versionen anbietet, einmal eher die jazzige Stripped Down-Version, einmal die seelenvolle Opulenz. „Wenn ein Song in reduzierter Form funktioniert, dann kannst du mit ihm nachher anstellen was du willst. Ich hoffe, ich kann meinem Publikum mit diesen Alternativfassungen auch verschiedene Reiserouten durch diese Songs ermöglichen.“

Eine mögliche Reiseroute ist auch die Landkarte der Liebe. Für Myles Sanko hat das überhaupt nichts Kitschiges oder Sentimentales. Sein Liederzyklus feiert nicht nur die Kraft der glücklichen Liebesbeziehung, er reicht auch oft ins Melancholische und Bittere, beinhaltet eben all das, was seine Erinnerungen an die Liebe triggert. Ganz offenkundig ist das im luxuriös gewandeten „Where Do We Stand“, mit dem er die problematische Beziehung zu seinem Vater aufarbeitet. „Er war ja nie da, immer auf See, ich hatte nie eine kontinuierliche Vaterfigur. Durch diesen Song können wir uns beide aneinander annähern, Heilung ermöglichen. Ich hoffe, dass das bei vielen Menschen eine Resonanz hervorruft, denn jeder schleppt ja solche biographischen Themen mit sich rum.“

Auch in „Never My Friend“ wird die eher zähe Seite der Liebe beleuchtet, die eines sich ständig ungeliebt fühlenden Pubertierenden, der neidisch die Liebespärchen um sich herum beobachtet. Hier leuchten deutliche Reverenzen an Hathaways balladeske Schwermut auf, und der Schlagzeuger hat Kaffeepause. „Viele kämpfen ja lange Jahre darum, eine Liebe zu finden, sie scheint immer ganz nah zu sein, entzieht sich dann wieder. Bei mir war das auch so, bis ich endlich meine Liebe fand.“ Ihr hat er „In The Morning“ gewidmet, eine Hymne auf die Schönheit, die mit neckischen Trompeten-Riffs und Philly-Strings gespickt ist.

Eine andere große Soulballade entfaltet er mit „Streams Of Time“, in der die Gitarre jubilierende Interludien liefert, bevor sich ein mächtiger Gospeldonner aufbaut. Und mit einem ganz unerwarteten Liebeslied klingt Memories Of Love aus. Der „Blackbird Song“ outet Myles Sanko als Naturliebhaber: „Ich habe mir neulich in Südfrankreich eine Villa gekauft. Eines Morgens war ich oben auf dem Dach, um was zu reparieren. Da fing eine Amsel zu singen an. Ich ließ den Hammer fallen und hörte einfach nur zu. In diesem Gesang, der ja so unverwechselbar ist, kamen so viele Erinnerungen hoch, an den Frühling und Sommer meiner früheren Jahre. Das war wie ein Schleusentor.“


© Stefan Franzen, erschienen in Jazz thing #137

Radiotipp: SRF 2 Kultur sendet am Dienstag den 6.4. in der Sendung Jazz & World aktuell mein Interview mit Myles Sanko

Myles Sanko: „Blackbird Song“
Quelle: youtube

Holler love across the nation VIII

Foto: Teresa Grau Ros

Sie fehlt immer noch.

Zweieinhalb Jahre nach ihrem Tod möchte ich sie heute, an ihrem Geburtstag, zur Abwechslung mal nicht selbst singen, sondern sie von der britisch-pakistanischen Sängerin Rumer ehren lassen.

Es gibt nicht viele Tribute Songs, die Aretha Franklin direkt ansprechen, aber von den wenigen ist dieser hier einer der schönsten.

Rest In Power, Sister Ree!

Rumer: „Aretha“
Quelle: youtube

Saint Quarantine #25: Eastern Winds

Fotos: Yoshi Toscani / Ellen Schmauss

Die verdienstvolle Streaming-Initiative inFreiburgzuhause habe ich schon vor einigen Wochen vorgestellt. An diesem Freitag geht sie in eine neue Live-Runde, die eine wunderbare Brücke von osteuropäischer und orientalischer Musik zur Klassik und zum Jazz schlägt.

„Eastern Winds“ unternimmt einen Dialog zwischen der preisgekrönten ukrainischen Pianistin Marina Baranova, dem Perkussionisten Murat Çoskun, bekannt durch sein Festival Tamburi Mundi, und dem Freiburger Streichquartett der Camerata Academica (Martina Wündrich, vl – Vera von Kap-Herr, vl – Anne-Françoise Guezingar, va – Georg Rudiger, vc).

Baranova wird in filigranen Eigenkompositionen  zunächst mit einer Solo-Sektion starke musikalische Bilder erschaffen. Im Anschluss führt die Klangreise mit dem Streichquartett in die georgische Musik hinein, im Fokus stehen dann Werke des Komponisten Zulkhan Zinzadse, der volksmusikalische Themen zu seinen „Miniaturen“ verarbeitet hat, vom Quartett frisch und espritvoll interpretiert. Beide Programmhälften wird Çoskun mit seinen perkussiven Fingerfertigkeiten begleiten.

Hier der direkte Link zum Konzert und unten ein kleiner Vorgeschmack.

„Eastern Winds“ (Trailer)
Quelle: youtube

Saint Quarantine #24: Place and Displays

Diese und die nächste Folge von Saint Quarantine widmen sich meiner Heimatstadt Freiburg. Nicht im bösesten Traum hätte ich gedacht, dass diese Rubrik ein Jahr lang gefüllt werden kann / muss. Doch – unter anderem – da den Entscheidungsträger*innen hierzulande ein Jahr lang Freiheitshäppchen lieber sind als wenige Wochen harter Lockdown, ist die Pandemie noch nicht bezwungen. Das macht gerade jetzt die schon lange darbende Kulturszene – neben vielen anderen Branchen – richtig kaputt.

Mit zwei virtuellen Musikereignissen unter der künstlerischen Leitung des Pianisten, Arrangeurs und Jazzprofessors Ralf Schmid (Bossarenova) stemmt sich Freiburg gegen die Pandemie. Sie finden an diesem Donnerstag und Freiburg mit nahezu 30 Mitwirkenden statt. Eingebettet sind die Konzerte in die online stattfindende 28. Ausgabe des Kongresses EAS (European Association for Music in Schools), auf dem Lehrer, Künstler und Forscher über Musikunterricht an Schulen debattieren. Vom 24. bis 27. März sind dieses Mal unter dem Motto „Music Is What People Do“ die Freiburger Musikhochschule und die Pädagogische Hochschule die Gastgeberinnen.

Während des Streaming-Konzerts „PLACE and DISPLAYS“ am 25. 3. ab 20 Uhr performen Musiker auf Straßen, Dächern und Bühnen Freiburgs ein Hybrid-Konzert mit Barockviolinen, Beatmakern, Pianoimprovisateuren und Freestyle-Rappern. Mit einer Audience-Feedback-App können die Zuschauer dabei live gespielte Improvisationen beeinflussen. Am 26.3. geht es ab 18 Uhr um die Zusammenarbeit bildender Künstler und Musiker, die in der Filmdoku „Sculpting Soundspheres“ eingefangen wurde. Hier wird beleuchtet, wie Improvisation und Komposition äußere und innere musikalische Prozesse reflektieren, die auch im Bereich der bildenden Kunst zu finden sind.

„Place & Displays“ (Trailer)
Quelle: vimeo

Äquinoktien-Klang


Auch wenn das Eis auf den Pfützen es vielleicht nicht verrät: Heute ist astronomischer Frühlingsbeginn. Zu den ersten Äquinoktien 2021 teile ich hier ein frühes Frühlingslied in doppelter Hinsicht: Gustav Mahler hat es mit Anfang Zwanzig für Stimme und Klavier geschrieben, man hört es – wie alle seiner 14 Jugendlieder – eher selten. Das Jewish Chamber Orchestra Munich (JCOM) unter Daniel Grossmann hat den ganzen Zyklus kürzlich in der Synagoge Hainsfarth mit dem Bariton Ludwig Mittelhammer eingespielt, in einer wunderbar feinfühligen Adaption für Kammerensemble.

Es lohnt sich im übrigen, auf der Seite des JCOM zu stöbern: Grossmann und sein Orchester haben es sich zum Ziel gesetzt, jüdische Kultur aus allen möglichen Hörwinkeln zu beleuchten, passend zum großen Jubiläum, das 2021 hierzulande begangen wird: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland.

Jewish Chamber Orchestra: „Frühlingsmorgen“ (Gustav Mahler)
Quelle: youtube

Dave 75

Foto: deep_schismic (2006)

Ohne ihn wäre meine Faszination für die E-Gitarre viel blasser geblieben – nicht zuletzt dank Dave Gilmour habe ich in einem zweiten Anlauf das Instrument wieder angepackt. Zu seinem 75. Geburtstag sieben schöne Soli. Happy Birthday, Dave!

1. „Comfortably Numb“ (live in Pompeji, 2006)
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2. „One Of These Days“ (Nassau Coliseum, 1987)
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3. „Shine On You Crazy Diamond“ (live at Royal Albert Hall, 2006)
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4. „Echoes“ (pt.1) (Pompeji, 1971)
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5. „Another Brick In The Wall (pt.2)“ (Earls Court, 1994)
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6. „Sorrow“ (Knebworth 1990)
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7. „Careful With That Axe, Eugene“ (1972)
Quelle: youtube

Saitenflug zum Mars

Foto: Julia Wesely

Es gab eine Zeit, da war die Geige im Jazz ein richtiges Orchideenthema mit nur wenigen Leuchtgestalten. Das hat sich im neuen Jahrtausend gewandelt: Eine ganze Riege junger Erneuerer hat sich etabliert, die die bisherige Klangsprache auf dem Instrument weltläufig erweitern. Zu dieser Riege ist seit einigen Jahren der Passauer Florian Willeitner gestoßen, ein klassisch Ausgebildeter, der die Geige von Anfang an als ein Weltinstrument begriffen hat.

Das zeigt auch die Debütplatte des Trios First Strings On Mars, in dem er gleichberechtigt an der Seite des österreichischen Bassisten Georg Breinschmid und seines Violinenkollegen Igmar Jenner agiert. „Wir wollen mit den Streichern in unbekannte Gefilde vorstoßen“, sagt Willeitner im Interview. „Zwar kommen wir alle drei von der Klassik, sind aber im Jazz und volksmusikalischen Stilen zuhause, wollen alle Einflüsse, die es auf dem Planeten gibt, sammeln und dann spätestens in zehn Jahren auf den Mars auswandern.“ Womit augenzwinkernd auch gleich der Name des Trios erklärt wäre.

Willeitner empfindet es als „Riesenglück“, dass er in beiden musikalischen Welten sehr offene Lehrer hatte, die ihm keinerlei Hürden in den Weg stellten. Grenzenlosigkeit wird nicht nur stilistisch, auch geographisch zu seinem Lebensmotto. Er schaut sich sehr viel in Irland um und versteht, es braucht vor allem eines, um die Leute zu berühren: den seelenvollen Groove. „Die irischen Fiddler haben eine Art zu phrasieren und zu verzieren, die mich fasziniert. Als Solist können sie ein ganzes Pub zum Tanzen bringen, lediglich mit einer einstimmigen Melodie.“ Eine weitere Lehrstation ist für ihn Brasilien, wo er sich das mehrstimmige Spiel bei den Virtuosen der alten Rabeca-Fiedel abguckt.

Und schließlich Südindien: „Die Flexibilität und Weichheit der linken Hand, die präzisen Rutscher auf der Saite, davon können Geiger bei uns nur träumen.“ Willeitner hat hart daran gearbeitet, seine Klangvorstellungen auf seine Instrumente zu übertragen, wobei ihm auch das Glück über den Weg lief. Seine Violine stammt vom legendären Wiener Geigenbauer Gabriel Lemböck, bei dem Paganini in den 1850ern seine berühmte Guarneri-„Cannone“ zur Reparatur hatte. Lemböck nahm Maß von ihr und fertigte einige Nachbauten an. Einen davon besitzt nun Willeitner, der schwärmt: „Sie hat einen so dunklen, vollen, warmen, kräftigen Sound.“ Mit einer speziell angefertigten „Soulfiddle“, die fünf Resonanzsaiten hat und eine zusätzliche tiefe Saite, kann er dieses Timbre noch intensivieren.

In Georg Breinschmid hat Willeitner einen Long Time Companion gefunden, der seit langem schon ähnlich global tickt, sein Territorium von der Klassik ausgehend weiträumig und mit Witz Richtung Blues, Jazz und Wienerlied abgesteckt hat. Und als Igmar Jenner dazustieß, war die Binnenchemie perfekt: „Es ist bei uns immer sehr entspannt und es gibt auch immer einen Hauch dadaistischer Einflüsse“, charakterisiert Willeitner das zwischenmenschliche Gefüge. Die Scheibe vereint kosmopolitischen Ansatz mit delikater, seelenvoller Virtuosität und hellen Humorfünkchen. Und so mag man im „Novemberlicht“ die Strahlkraft keltischer Fiddletradition heraushören.

Die Aura des Teufelsgeigers bis hin zur geräuschhaften Ekstase verbreitet sich in „Brazil Imported“ auf der Basis von Baden Powells „Canto De Ossanha“, während bei der „Dark Romance“ barocke Arpeggien in eine Schauermär überleiten. Auch eine Nähe zum Pop wird nicht gescheut, wenn das Trio etwa aus Stings Ballade „Fragile“ eine beredte Erzählung mit Pizzicato-Umspielungen macht, „The Green Wind“ dagegen ist Folksong-Seligkeit pur. In der Urheberschaft der Stücke kommt auch Breinschmid zum Zug: Sein Stück „Reminiscence“ trägt bluesige Färbungen und komplexe Jazzharmonik hinein, der „Swindler“ dreht die austriakische Länder-Tradition durch die Mangel. Ein grandioses Fest zeitgenössischer Streicher-Arbeit, warm und wild.

© Stefan Franzen, erschienen in der Badischen Zeitung, Ausgabe 4.3.2021

Und hier noch ein Radiotipp:
SRF 2 Kultur strahlt meinen Beitrag über First Strings On Mars am Dienstag, den 9.3. in der Sendung Jazz & World aktuell zwischen 20h und 21h aus, zu hören im Live-Stream.

First Strings On Mars: „Fragile“
Quelle: youtube