Weltbürgerin aus Basel


Seit etlichen Jahren bereichern experimentierfreudige Frauen mit globaler Perspektive die Jazzszene der Schweiz, von Erika Stucky über Lisette Spinnler bis Elina Duni. In der Sendung JazzFacts im Deutschlandfunk stelle ich die auf diesem Blog schon bekannte Yumi Ito aus Basel vor, die in ihren frühen Dreißigern bereits ein immenses Spektrum an Talenten ausspielt. Sie bereichert den Jazz um Nuancen aus der Klassik, aus dem Pop und aus dem Songwriting.

„Weltbürgerin aus Basel“ – ein Interview-Porträt der Sängerin, Pianistin, Komponistin, Arrangeurin und Orchesterleiterin Yumi Ito, am Donnerstag, den 10.3. ab 21h05, und danach auch im Podcast:

JazzFacts (deutschlandfunk.de)

Yumi Ito Trio: „Running“ (unplugged)
Quelle: youtube

Makebas eigensinnige Erbin

Heute würde Miriam Makeba 90 Jahre alt. Als Afrikanerin in New York hat Somi Kakoma seit fünfzehn Jahren atemberaubende und komplexe Visionen von Black Music entwickelt. Mit „Zenzile – the reimagination of Miriam Makeba“, ihrem Tribut an die große Südafrikanerin, setzt Somi ihren Dialog zwischen den Kontinenten fort. Und sie arbeitet zugleich ihre eigene Geschichte auf – mit Gästen von Gregory Porter bis Angélique Kidjo.

SRF 2 Kultur sendet meinen Beitrag in der Sendung Jazz World aktuell am Dienstag, den 8.3. ab 20h, zu hören im Live-Stream, in der Wiederholung am 11.3. ab 21h oder in der Schweiz auch im Podcast nach der Sendung.

Somi & Gregory Porter: „Love Tastes Like Strawberries“
Quelle: youtube

Liebesbrief an die Welt


Die Berner Bassistin und Bandleaderin Eva Kesselring, die sich als Künstlerin Eva Kess nennt, hat mitten in Zeiten des Social Distancing ein Kunststück fertiggebracht: In den Winterthurer Hard Studios spielte sie mit 14 Musikern innerhalb von drei Tagen ein Large Ensemble-Album ein. Die Botschaft dieses Albums ist einfach, die Musik aber spannend und komplex. Mit Eva Kess habe ich über den „Inter-Musical Love Letter“ für die Sendung Jazz & World aktuell auf SRF 2 gesprochen. Ausstrahlung ist am Dienstag, den 08.02. ab 20h, Wiederholung am 11.02. ab 21h. Die Sendung ist im Live-Stream zu hören, in der Schweiz auch im Podcast danach.

Eva Kess: „Inbetween Worlds“
Quelle: youtube

Verzahnte Raffinesse

Renaud García-Fons
Le Souffle Des Cordes
(e-motive records/Galileo)

Seit den 1990ern ist es die Philosophie des franko-katalanischen Kontrabassisten Renaud García-Fons, Geographien und Epochen miteinander zu verbinden, Klänge des Mittelmeers und des Nahen Ostens mit der Alten Musik und Barock, Jazz mit musique du monde. Auf seinem neuen Werk tut er das nur mit Saiteninstrumenten. Sechs Streicher, ein Hackbrett, eine Flamencogitarre: Das ist die schlanke Rezeptur, aus der ein Füllhorn an Imaginationen zwischen Spanien, Frankreich, Balkan, Persien und China erwächst. Der Titel „Le Souffle Des Cordes“ könnte zunächst etwas verwirren. Atmende Streicher? Doch „souffle“ meint auch den Hauch, das Rauschen und Zischen, den spirituellen und poetischen Odem. Und davon gibt es genug während der knappen Stunde.

Etwa im schwebenden, obertonreichen Tanz der Stachelgeige Kemence während „Le Bal Des Haftan“. Im unmerklichen Wechsel von chinesischer Fünftonskala zum Mali-Blues in „Qi Yun“, oder im fliegenden Bulería-Rhythmus von „Jinete Viento“, inspiriert durch ein Gedicht von Federico García Lorca. Am schönsten funktioniert die Verzahnung der Stile in „Mamamouchi“, einer Molière-Figur nachempfunden: Von Vivaldi zu osmanischen Tönen und hinein in eine spanische Fandango geht diese rasante Humoreske. Mehr zu Renaud García-Fons‘ neuem Werk gibt es am 14.12. auf SRF 2 Kultur in meinem Interview-Beitrag über ihn: in der von Roman Hošek Sendung Jazz & World aktuell ab 20h, Wiederholung am 17.12. ab 21h.

Radiotipp: Afghanische Passage


Mit dem Abzug der westlichen «Befreier» aus Afghanistan 2021 kehrten die alten Machthaber zurück. Zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Situation für sie dramatisch verändert hat, gibt das Streaming-Festival „Female Voice of Afghanistan“ einigen Sängerinnen des Landes eine globale Plattform.

Noch im Juli reisten die iranische Musikethnologin Yalda Yazdani und Andreas Rochholl, Leiter der Zeitgenössischen Oper Berlin, nach Kabul. Sie porträtierten junge, mutige Musikerinnen, die sich dem islamischen Verhaltenskodex und westlicher Fremdbestimmung entgegenstellen. Sie filmten Konzerte und leiteten Teamworks mit europäischen Künstler*innen in die Wege. Unter den neuen Vorzeichen ist „Female Voice of Afghanistan“ zum Politikum geworden. „Stimmen gegen das Trauma“, mein 55-Minuten-Feature über das Festival, lässt die Initiator*innen, vor allem aber die Sängerinnen zu Wort kommen. Einige mussten mittlerweile unter erschütternden Umständen fliehen.

Das Feature wird am Freitag, den 26.11. in der radiophonen Reihe „Passage“ auf SRF 2 Kultur von 20 bis 21h ausgestrahlt und ist auch danach im Podcast auf der SRF 2-Seite zu hören.

Sadiqa Madadgar & Petra Nachtmanova: „Dar Fasle Bahar Mila Mikardim“
Quelle: youtube

Synthese statt Exotik I


Der Klang der Langhalslaute Sitar ist für westliche Hörer geradezu ein Synonym für indische Musik. Das hat auch dazu geführt, dass die Sitar eine Art musikalisches Klischee geworden ist. Der in Köln lebende Inder Hindol Deb sucht nach neuen Wegen, das Instrument in den europäischen Jazz einzugliedern. Auf seinem Album Essence Of Duality hat er das ziemlich überzeugend geschafft – mit einem Jazzquartett, das sich zwischen europäischer Musiktradition und hindustanischem Raga-System ganz neue Wege bahnt.

SRF 2 Kultur sendet meinen Beitrag über Hindol Deb am Dienstag, den 05.10. in der Sendung Jazz & World aktuell ab 20h (Wiederholung am 08.10. ab 21h). Zu hören im Stream, oder in der Schweiz auch nach Ausstrahlung im Podcast:
Mentoring und Förderung – Jazz und World aktuell – SRF

Hindol Deb: „Journey To Kedarnath“
Quelle: youtube

Ungekannte Nähe


Der iranische Musiker Misagh Joolaee ist einer der erstaunlichsten Erneuerer der klassischen persischen Musik. Von seiner Wahlheimat Berlin aus geht der Virtuose auf der Stachelgeige Kamancheh zumBeispiel Teamworks mit deutschen und türkischen Kollegen ein, hat einen breiten Hintergrund von Barock bis Flamenco. Jetzt ist sein erstes Soloalbum Unknown Nearness erschienen. Darüber, und über die Geheimnisse seines Instruments hat er sich mit mir unterhalten.

SRF 2 Kultur sendet meinen Beitrag über Misagh Joolaee am heutigen Dienstag, den 21.9. in der Sendung Jazz & World aktuell ab 20h (Wiederholung am 24.9. ab 21h). Zu hören im Stream, oder in der Schweiz auch nach Ausstrahlung im Podcast.

John Coltrane: Astronaut des Jazz – Jazz und World aktuell – SRF

Misagh Joolaee: „Unspoken Words“
Quelle: youtube

Radiotipp: Der Choro – Brasiliens unbekannte Seele

Pixinguinha, das Choro-Genie

SWR 2 Musikstunde
Der Choro – Brasiliens unbekannte Seele
19. – 23.07.2021, 9h05 – 10h

von Stefan Franzen

Als „musikalische Seele Brasiliens“ bezeichnete ihn Heitor Villa-Lobos: Der Choro entstand vor rund 150 Jahren aus der Begegnung von europäischen Tanzformen mit afrikanischen Rhythmen. Unverkennbar ist er durch seine originelle Instrumentation und seinen melodisch-harmonischen Reichtum. Illustre Persönlichkeiten wie Pixinguinha, Jacob do Bandolim, Waldir Azevedo oder Garoto haben ihn geprägt.

Johann Sebastian Bachs und Antonio Vivaldis Musik wurden in sein Kleid gesteckt. Jazzer wie Wynton Marsalis oder Popgrößen wie Marisa Monte ließen sich durch ihn verführen. Und er hat regelrechte Hits hervorgebracht: „Tico-Tico No Fubá“, „Carinhoso“ (Brasiliens heimliche Nationalhymne) und „Brasileirinho“. Die Musikstunde geleitet durch die wechselvolle Entstehung und Geschichte des Choro mit Seitenpfaden in den Samba und den Jazz, den Barock und die Moderne.

Teil 1: Vom Königshof auf Rios Straßen (19.07.)
Teil 2: Pixinguinha, das Choro-Genie (20.07.)
Teil 3: Ein zweifacher Wettstreit (21.07.)
Teil 4: Flirt mit Barock, Inspiration der Moderne (22.07.)
Teil 5: Wandelbar und zeitlos (23.07.)

Nach der Ausstrahlung ist die Sendereihe ein Jahr im Podcast nachzuhören: Der Choro – Brasiliens unbekannte Seele (1-5) – SWR2
Außerdem wird sie in der ARD Audiothek zum Abruf bereitstehen.

Hamilton de Holanda & Wynton Marsalis: „Um A Zéro“
Quelle: youtube

Deutsch-brasilianischer Nährboden

Foto: Dumitrita Gore

Juliana Blumenschein ist in Deutschland mit brasilianischen Eltern aufgewachsen und mit Jazz, Soul und Gospel sozialisiert – das ergibt einen schönen Nährboden für die eigene Musik. Diese hat sie an der Musikhochschule in Mannheim und bei einem Aufenthalt in Salvador da Bahia reifen lassen. Ihre Debütscheibe A Vida (Recordjet) stellt sie jetzt der Öffentlichkeit vor, unter anderem in meinem Interviewbeitrag für SRF 2 Kultur, der am Dienstag, den 13.7. ab 20h in der Sendung „Jazz & World aktuell“ läuft.

Juliana Blumenschein Quintett: „A Vida“ (live)
Quelle: youtube

Radiotipp: Empathisches Empire

Eine Orchesterplatte zu Corona-Zeiten aufnehmen? Dass das geklappt hat, war ein kleines Wunder, sagt Fabia Mantwill. Die 27-jährige Berlinerin ist Komponistin, Arrangeurin, Orchesterchefin, Saxophonistin und Sängerin in Personalunion, und sie setzt mit ihrem Debütalbum Em.perience ein kräftiges Ausrufezeichen im jungen deutschen Jazz, der bei ihr auch genauso in die Klassik und ins Songwriting hineinreicht.

SRF 2 Kultur sendet meinen Beitrag über die vielseitige Musikerin am Dienstag, den 11.5. in der Sendung Jazz & World aktuell ab 20h (Wiederholung am 14.5. ab 21h), zu hören hier im Stream oder in der Schweiz auch nach Ausstrahlung im Podcast.

Fabia Mantwill Orchestra: „Sasa Ndio Sasa“ (live)
Quelle: youtube