R.I.P. João Donato


Foto: Thiago Piccoli

In den Morgenstunden des 17. Juli ist der brasilianische Musiker João Donato im Alter von 88 Jahren gestorben. Als Pianist, Akkordeonist, Arrangeur und Komponist hat Donato eine Karriere von sage und schreibe 74 Jahren absolviert, dabei hat er Jazz, Samba, Funk und das ganze Universum der Latin-Rhythmen höchst kreativ miteinander vereint. 1934 im Bundesstaat Acre geboren, fällt der Beginn seiner Karriere noch in die Zeit vor der Bossa Nova. Zunächst lernt er Akkordeon, spielt nach dem Umzug nach Rio in Jam-Sessions, begeistert sich für den Jazz der späten Vierziger. Nachdem er aufs Piano umgestiegen ist, formiert er ab 1953 eine Reihe von Bands und spielt in São Paulo seine erste LP namens Chá Dançante ein, die Jobim produziert. Ihm gibt er mit seinem synkopierten Piano-Stil wichtige Impulse für die Bossa Nova mit auf den Weg.

Während eines mehrjährigen USA-Aufenthalts spielt er mit Cal Tjader, Tito Puente und Mongo Santamaria, und mit dem Bossa-Gitarristen João Gilberto tourt er in Europa. Die erfolgreichsten Platten nimmt er in den Staaten in den Siebzigern auf, A Bad Donato (1970) und Quem É Quem (1973) unter ihnen. Donato arbeitete im Laufe der weiteren Jahrzehnte in Brasilien und den USA mit unzähligen Musikern, unter ihnen Dorival Caymmi, Joyce Moreno, Eumir Deodato, Stan Kenton, Herbie Mann und Wes Montgomery. Für Gilberto Gil schrieb er „A Paz“, für Caetano Veloso das unwiderstehliche, einen Frosch karikierende Stück „A Rã“. Die Texte für seine Kompositionen steuerte ihm meist sein Bruder Lysias Ênio bei. Als Arrangeur betätigte er sich für Gal Costa und Martinho Da Vila. Zu Donatos letzten Veröffentlichungen zählt eine Einspielung in der Reihe Jazz Is Dead von Adrian Younge.

© Stefan Franzen

João Donato: „Bambu“
Quelle: youtube

With a little help from Lula


Paulo Morello
Sambop
(In & Out/in-akustik)

Der Regensburger Gitarrist ist vielen Brasilophilen schon durch seine Zusammenarbeit mit Bossa-Legenden von Pery Ribeiro bis Leny Andrade bekannt, auch in der Band der Kalrsruherin Viviane De Farias gehört er zur Stammbesetzung. Mit welchen Finessen er ein Reich zwischen Brasil-Flair und Bebop aufbaut, lässt sich auf diesem Quartettalbum entdecken, das ein gitarristisches Gipfeltreffen beinhaltet. Denn Morellos Gibson L5 begegnet hier der Akustischen von Lula Galvão, dessen Können in den vergangenen Jahrzehnten unter anderem bei Caetano Veloso oder Ivan Lins gefragt war. Duke Ellington und Cole Porter werden beherzt aufs Samba-Parkett geführt, umgekehrt zelebrieren sich das Titelstück aus Morellos Feder oder das tänzelnde „Chuva“ von Bassist Dudu Penz als raffinierte Handreichungen Brasiliens in Richtung US-Jazzhistorie. Doch nicht alles ist funkensprühende Rhythmusarbeit: Wunderbar sangliche Linien entfalten sich in der Ballade „Dona Orlandina“, die kurioserweise gerade vom Schlagzeug-Maestro der Band, Mauro Martins stammt. „Migalhas De Amor“ ist ein versonnener Choro aus dem alten Rio voll wehmütiger Duett-Nostalgie. Und in Dorival Caymmis „Vatapá“ gibt es swingende Sonnenseligkeit, die für zwei Sommer reicht.

© Stefan Franzen

Paulo Morello: „Sambop“ (Album Trailer)
Quelle: youtube

Alle 100 Jahre ein Genius

Gilberto Gil: Gespräch über die neue CD und João Gilberto

Es ist natürlich ein schöner Zufall, dass zwei herausragende Persönlichkeiten der brasilianischen Musik den gleichen Namen tragen. Die Namensvetternschaft hat der jüngere unter ihnen nun zu einem Albumtitel gemacht. Und bezeichnet sich trotz weltweiter Berühmtheit immer noch als Lehrling. Ein entspanntes Gespräch mit Gilberto Gil – ganz bewusst nicht über Politik, und auch nicht über Fußball, sondern über sein großes Idol João Gilberto. Weiterlesen