Ravel 150


Im Grundschulalter lauschte ich fasziniert der „Rapsodie Espagnole“ und dem „Boléro“ auf einer Platte meines Vaters (mit dem Orchestre de la Société des Concerts du Conservatoire Paris unter André Cluytens). Diese Platte liegt nun gerade vor mir, und wenn ich auf das grüne Cover mit dem Gemälde von Toulouse-Lautrec blicke, versetzt es mich sofort in diese Zeit zurück.

Seitdem hat mich die Musik von Maurice Ravel, dessen Geburtstag sich heute zum 150. Mal jährt, durchs ganze Leben begleitet, mit seinem einzigen Streichquartett als Lieblingskomposition. In seinem Belvèdere in Montfort L’Armaury war ich bis heute nicht.

Doch ich entdecke immer noch Neues aus seinem recht überschaubaren Werk, kürzlich etwa die Vocalise in Form einer Habanera, die hier in einer Kammermusikfassung mit der georgischen Sopranistin Lamara Chkonia (sie ist letztes Jahr steinalt verstorben) geradezu irisierend ins Ohr funkelt.

Maurice Ravel: „Vocalise en forme de Habanera“ (Lamara Chkonia, Moscow Chamber Orchestra)
Quelle: youtube

Ravel, der Remixer


Seit einem Jahrzehnt zählt das Trio Vein zu den bekanntesten Jazz-Acts in Basel, doch Pianist Michael Arbenz, sein Bruder Florian am Schlagzeug sowie Bassmann Thomas Lähns arbeiten parallel auch in der klassischen Musik. Aus diesem doppelten Erfahrungsschatz erwuchs jetzt ihre Platte Vein Plays Ravel. Vor dem Konzert in Basel, das die Offbeat-Saison eröffnet, habe ich mit Michael Arbenz über die Hommage an den Impressionisten gesprochen.

Michael, was kann Maurice Ravel 80 Jahre nach seinem Tod heute einem Jazzmusiker sagen?

Michael Arbenz: Es gibt viele Facetten, die aus heutiger Sicht interessant sind. Da wäre seine Arbeitsweise, oft Stücke aus anderen Musikstilen aufzugreifen, sei es aus der spanischen Musik, dem Barock, oder eben auch aus dem Jazz. Mit einem modernen Wort gesagt hat er schon so etwas wie Remixes gemacht. Das ist ein guter Aufhänger für eine Hommage. Ravel ist auch deshalb spannend, weil er genau auf der Schnittstelle von gegenständlicher Musik des 19. Jahrhunderts zur abstrakten Musik des 20. Jahrhunderts gewirkt hat. Das Wichtigste aber: Die Musik von Ravel ist einfach wunderschön, er ist ein Meister der Klangfarben, der Melodien, auch der Rhythmen, dessen Poesie uns schon lange immer sehr berührt und auch begleitet hat. Weiterlesen