Das Abendrot über den Zinnen von Fès (inklusive unheimlicher Flugobjekte) mag darüber hinwegtäuschen. Doch ein mittelprächtiger Regenschauer von 45 Minuten hat das Festival kräftig durcheinander gewirbelt zu einer ganz besonderen Arabeske.
Nicht, dass Regen in Fès im Mai etwas völlig Absonderliches wäre, man hätte damit rechnen können. Aber man wollte es offensichtlich nicht. Der Schirm des Königshauses konnte da auch nichts mehr ausrichten. Und so musste im Garten des Batha-Museums das kurdische Payiz Ensemble mit seinen kostbaren Instrumenten wie die begossenen Pudel im Schauer spielen, während sich ihr Publikum – zu großen Teilen steinalte Franzosen – unter die Arkaden retten durfte. Unter großem Geklapper räumte man während des Konzerts die königlich roten Polsterstühle weg.
Das war in der großen Bab Makina-Arena nicht mehr gelungen. Nachdem das Publikum nach einer Stunde Wartens vor den Toren im Presswurstverfahren EInlass erhielt, musste es feststellen, dass auch royaler Plüsch sich nachhaltig vollsaugt. Pech für die schicken Abendroben der Damen und die schnieken Bügelfaltenhosen der Herren. Pech auch für den Journalisten, dessen dicker Stadtplan von Fès nur ein paar Minuten Distanz zwischen kühlem Nass und Sitzfleisch aufrecht erhielt.
Doch davon hätte es heute Abend viel mehr gebraucht. Denn zwischen 21h (offizieller Konzertstart) und 22h15 hörte man dem Soundcheck des tunesischen Stars Saber Rebai zu, der sich nicht merklich weiterentwickelte. Auch von einer angekündigten Fusion zwischen Bretonen und Marokkanern kein Tönchen.
Mit durchweichter Rückansicht und Geduld sowie sehr wenigen Takten Musik kommt der Reisende so zu einer unverhofft frühen Nachtruhe.