Nanny Assis
Rovanio – The Music Of Nanny Assis
(In & Out Records/in-akustik)
Im Kosmos der brasilianischen Musik gibt es viele Künstler, die zwar in den USA, nicht aber in Europa einen klangvollen Namen haben: Völlig zu Unrecht zählt der Sänger, Gitarrist und Komponist Nanny Assis zu den hier Unerforschten. Geboren in Salvador da Bahia und dort aufgewachsen mit dem Reichtum der afrobrasilianischen Stile, wanderte er vor 25 Jahren nach New York aus, um seine Vorliebe für den US-Jazz in seine eigenen Töne einzupflegen. Rovanio (so Nannys eigentlicher Vorname) – The Music Of Nanny Assis zeigt diese schöne Verschmelzung von Nord- und Südamerika, und dafür hat er eine erstaunliche Gästeriege von Bassist Ron Carter bis zum Pianisten Fred Hersch an Land gezogen.
Sein afrobrasilianisches Erbe blitzt dabei immer wieder durch, etwa im perkussiven, extrem swingenden „Amor Omisso“, dekoriert von Lakecia Benjamins Altsax. Synkopische Cleverness, ein fulminant fließendes Gitarrensolo (Chico Pinheiro) und Assis‘ smoothe Jazzstimme bringen „Human Kind“ zum funkeln. Die sanftere Brasil-Seite in Gestalt der Bossa kommt mit „No Agora“ zum Zuge, einer Betextung einer Carter-Komposition, in der Assis mit den wendigen Flügelhornlinien von Randy Brecker alterniert. Letztlich tupft das Sankt Petersburg Studio Orchestra noch ein wenig breitwandigen Glamour auf.
© Stefan Franzen