Im Alter von 66 Jahren ist am Mittwoch vergangener Woche (23.1.) Oliver Mtukudzi gestorben, Simbabwes national und international bekanntester Musiker. Der Poet mit der mal sanften, mal löwenhaften Reibeisenstimme, den alle nur „Tuku“ nannten, war über Jahrzehnte hinweg eine der großen Stimmen des südlichen Afrikas.
Bereits in den Siebzigern, als Simbabwe noch Rhodesien hieß, war der Shona-Mann Mtukudzi aktiv und sandte seine musikalischen Botschaften zu den Rebellen in den Busch. Er vereinte Daumenklavier und Popcorn-Gitarre, die traditionelle Musik der Shona, Ndebele und Zulu zu einem zeitgemäßen Afropop mit musikalischem und textlichem Tiefgang. Diese „Tuku Music“ formte er mit seiner Band, den „Black Spirits“, die zur bekanntesten Band nicht nur im jungen, unabhängigen Simbabwe wurde, sondern von Tansania bis zum Kap einen klingenden Namen hatte. Aus seinen Songs sprach Sozialkritik, er sang über AIDS, Verantwortung des Individuums und familiäre Fürsorge.
Neben im Schnitt zwei Platten, die er pro Jahr veröffentlichte, war „Tuku“ auch in Musicals zu hören und schrieb den Soundtrack für den Film „Jit“ über den Niedergang der Shona-Kultur. International startete Mtukudzi ab 1994 durch, verlor einige Jahre später aber den Großteil seiner Band, darunter seinen Bruder, an die in Simbabwe besonders krass wütende AIDS-Epidemie. Nach diesen Schicksalsschlägen machte Tuku mit seinem neuen musical director Steve Dyer weiter, einem Gitarristen und Produzenten aus Botswana, der auch fürs Soweto String Quartet tätig war. Mit ihm veröffentlichte er seine beiden populärsten Alben: Paiypepo (1998) mit Bonnie Raitt als Gaststar und Vhunze Moto (2002), auf dem er sich direkt an den Diktator Mugabe wandte.
Während Präsident Emmerson Mnangagwa Mtukudzi nun posthum zum „nationalen Helden“ erklärte, bleiben Tukus Texte über Habgier, Überheblichkeit und moralische Integrität in einem nach wie vor zerrissenen Land hochaktuell.
© Stefan Franzen