Von der Karibik nach Asien I

sosa keita - transparent waterOmar Sosa / Seckou Keita
Transparent Water
(World Village/Harmonia Mundi)

Eine sehr ungewöhnliche Begegnung realisieren der kubanische Weltstar und der senegalesische Weltbürger, die weit übers Afro-Kubanische hinausweist. Denn eine bloße Duoplatte ist das nicht: Zum delikaten Pianospiel Sosas, zu den Kora-Geflechten sowie dem seelenvollen Tenor Keitas treten die chinesische Mundorgel Sheng und Kürbisoboe Bawu, japanische und koreanische Griffbrettzithern (teils von der Jazz-erprobten Mieko Miyazaki gespielt), und das Tempelinstrument Nagadi aus Kaschmir. Selbst in den groovenden Passagen ist diese Platte, die unter Pultregie von Steve Argüelles entstand, von leuchtend-meditativem Charakter, in den ruhigen Stücken ist sie pure Meditation. „In The Forest” wirkt wie ein ruhiger Gesang während eines Spaziergangs, der “Black Dream” öffnet durch die glasigen Schwelltöne der Sheng im Dialog mit Keitas Gesang weite Räume der Imagination. Eine vollends in der Schwebe befindliche Stimmung erzeugt “Another Prayer”, in der sich die fernöstlichen Instrumente zu jazzigen Harmoniewechseln mit ganz sachte eingesetzer Elektronik paaren, bevor ein schmatzender Galopp einsetzt. Bei alledem gerät die intensive Zwiesprache der beiden Hautpakteure nicht aus dem Blickwinkel: In “Peace Keeping” etwa kreieren sie komplexe Zwitterfärbungen zwischen Blues und Latin. Eine faszinierende imaginäre Folklore dreier Kontinente.

Omar Sosa & Seckou Keita: „Tama-Tama“
Quelle: youtube

Jazz mit Japonismen

mieko myazaki - koto

Foto: Jean-Pierre Dalbéra

Gestern Abend bot sich im Freiburger Gasthaus Schützen die seltene Gelegenheit, eine japanische Koto im jazzigen Kontext zu hören, anlässlich des Release-Konzerts von „River Silver“ (ECM), der neuen CD des Quintetts Ethics um den französischen Basissten Michel Benita. Zusammen mit Michel Mathieu (flgh,tp), Philippe Garcia (dr), Eivind Aarset (g) und Mieko Miyazaki (koto) hat der 61-jährige eine ganz seltene, glückliche Verbindung von fernöstlichen Klängen und europäischem Jazz geschaffen, mit der 13-saitigen, ursprünglich höfischen Wölbbrettzither als heimlichem Star.
Danke an den Jazzkongress, der seit 10 Jahren spannende Künstler einlädt und am 1.2. sein Jubiläum feiert.

Ethics: „Haikool“ (live in Paris, 2010)
Quelle: youtube