Meister Mi, die Moscheekatze. Gesehen in Essaouiras Medina.
„Derb“ heißen die kleinen Gassen auch in der Mellah von Marrakech – hier kam es heute morgen zu dieser unvorhergesehenen Begegnung.
alle Fotos © Stefan Franzen
Die Sounds von Marrakech.
Das Dröhnen des alten (?) Muezzins der Nachbarmoschee, sein Gebetsruf tönt des morgens um 5 einer gekurbelten Sirene gleich, frei von jedem Ornament.
Vielfaches Klappern der Störche auf den roten Mauern über den versunkenen Gärten des Saadier-Palastes in der schon brütenden Morgenhitze.
Die Armada der knatternden Mopeds, die sich halsbrecherisch durch die Gassen bugsieren, vollverschleierte Frauen und junge, geschminkte Damen stehen in der Harakiri-Fahrweise den Jungs nicht nach.
Vögel in den Kronen einer Palme, aufgeregtes Flöten und Zischen, unscheinbar schwarz die Lieferanten des Gesangs.
Die Kupferschmiede auf dem Place des Ferblantiers, sind ihre metallenen Hammerschläge geheimnisvoll verbunden mit dem einzeln aufzuckenden Blitz über dem Atlas?
Das unablässige Werben der Souk-Händler um Kunden, auf Darija, Amazigh, Französisch, Englisch, das Gewirr der Trommeln, archaischen Streichlauten, das Becherklappern der Wasserverkäufer, die rauen Stimmen der Geschichtenerzähler und Gnawasänger, fortgetragen im Rauch der Garküchen über dem Djemaa El Fna.
Kunst- und kraftvoll ziseliert steigert sich der Muezzin des Elfuhrrufs, ganz anders als sein früher Kollege, man hört schier seine Halsschlagader schwellen.
Und in den nächtlichen Gassen der Mellah ein plötzlicher Schrei, nicht sagbar ob von Mann oder Frau, gefolgt von schnellen Schritten und erwidert von einem traurigen Hund.
Fotos © Stefan Franzen
Wie sich die Ornamente im Bahia-Palast fürs Auge verschlingen, reihen sich auch die Gerüche dieser Stadt in fließenden Windungen aneinander, treffen glühend auf die Nase:
Brotduft aus der jüdischen Bäckerei – Jasminsüße – Pferdepisse – würziger Kaffee – beißender Pfeffer – kühler Hauch von Lehmziegelmauern – Oleanderblüten – Kreuzkümmel – Chlor aus der Wasserflasche – der Dampf des Minztees.
Die Hitze – man denkt sie sich am besten als großes, schweigendes Tier, dass den Kampf gegen den Menschen unweigerlich am Nachmittag gewinnen wird. Es wartet ruhig auf seinen gewissen Triumph, bevor es selbst sich endlich auch zur Ruhe begeben muss.