„Ins Weite“-Festival: Jazzige Zielkurve

Fr, 20.8.
Fabia Mantwill Quartet (Mensagarten Freiburg, 19h)

Zwei großartige, beseelende Konzerte in der wunderbaren Atmosphäre des Museum-Innenhofs für Neue Kunst liegen hinter uns: Bestens besucht bzw. ausverkauft waren die Abende mit Misagh Joolaee & Sebastian Flaig sowie dem Cemîl Qocgîrî-Quartett, bei schönstem Wetter und mit einem begeisterten Publikum. Das hat uns glücklich gemacht!

Udo Andris hat für die Badische Zeitung beide Konzerte besucht, sein Artikel ist hier zu lesen:
„Weltmusik“ im besten Sinn – Rock & Pop – Badische Zeitung (badische-zeitung.de)

Und allen, die sich nochmals an Cemîl Qocgîris Auftritt erinnern möchten, empfehle ich den gelungenen Vorab-Beitrag von Julia Neupert vom SWR: Cemîl Qoçgîrî: Kurdische Klänge beim Freiburger Festival „Ins Weite“ – SWR2

Beim Festival „Ins Weite“ endet die Klangstrecke mit Musik aus aller Welt am Freitag, den 20.8. mit dem Fabia Mantwill Quartet im Mensagarten ab 19h. Freiburg wird hier als Relaisstation Berlin mit Paris verbinden. Mit einem feinen Jazzkonzert biegen wir in die Zielkurve des „Ins Weite“-Festival ein – und Freiburg wird hier als Relaisstation Berlin mit Paris verbinden: Die 27-jährige Berlinerin Fabia Mantwill ist Komponistin, Arrangeurin, Orchesterchefin, Saxophonistin und Sängerin in Personalunion. Mit ihrem gerade veröffentlichten Bigband-Debütalbum „Em.perience“, auf dem Nils Landgren und Kurt Rosenwinkel gastieren, setzt sie ein kräftiges Ausrufezeichen im jungen deutschen Jazz.

Geschult bei Vince Mendoza und dem niederländischen Metropol Orkest hat Fabia Mantwill eine vielschichtige, klangfarbenreiche Tonsprache entwickelt, die sie bereits bis in die Elbphilharmonie und ins Washingtoner Kennedy Center geführt hat, und gerade wurde sie bei der Jazz Baltica gefeiert. Für ihr Stück „Ophelia“ hat sie den Deutschen Jazzpreis gewonnen. Zu uns kommt Fabia Mantwill mit einem eigens für diesen Abend zusammengestellten deutsch-französischen Quartett, das auch Auszüge aus ihrem Em.perience-Album spielt. Das Werk ist eine Weltreise, auf der sie die Zuhörer*innen einlädt, Station in Ghana, Tansania, Nepal, Schottland, Brasilien und Finnland zu machen.

René Zipperlen von der Badischen Zeitung hat die Künstlerin interviewt:
Fabia Mantwills beeindruckender Größenwahn – Rock & Pop – Badische Zeitung (badische-zeitung.de)

Fabia Mantwill: „Glatteis“
Quelle: youtube


Besetzung:
Fabia Mantwill – Blasinstrumente, Gesang
Anthony Jambon – Gitarre
Christophe Lincontang – Bass
Marc Michel – Schlagzeug

Tickets gibt es hier:
Fabia Mantwill Quartet – Kommunales Kino Freiburg (koki-freiburg.de)
und an der Abendkasse.

Bei Regen findet das Konzert im Jazzhaus statt, das wird spätestens am Vorabend über die Website kommuniziert: Ins Weite 2021 – Kommunales Kino Freiburg (koki-freiburg.de)

„Ins Weite“-Festival: Anatolisch-persisch-kurdischer Dreiergipfel

Foto: Felix Vincent

Beim Festival „Ins Weite“ geht es vom 12. bis 14.8. mit drei Klangstationen gemäß unseres Schwerpunkts „nach Osten“: Anatolischer Psychedelic-Rock mit Derya Yıldırım und ihrer Grup Şimşek werden den Mensagarten beleben, Misagh Joolaee & Sebastian Flaig interpretieren mit „Ferne“ die persische Klassik im Innenhof des Museums für Neue Kunst neu, und ebendort spielt Cemîl Qoçgîrî mit Quartett sein Liedprogramm „Jenseits von Babylon“.

Do, 12.8.
Derya Yıldırım & Grup Şimşek (Mensagarten, 20h)

Die 2014 gegründete Grup Şimşek ist eine „outernational“ Band mit Mitgliedern aus vier verschiedenen Ländern – der Türkei, Deutschland, Großbritannien und Frankreich. Tatsächlich leben sie auch in ganz Europa verteilt, und vereinen diesen Kontinent so buchstäblich. Unter der Leitung ihrer Frontfrau Derya Yıldırım zählt die Grup Şimşek heute zu den Galionsfiguren des Anatolian Rock-Revivals, die elektrifizierende und hochtanzbare türkische Musik spielt. Sie kombinieren anatolischen Folk mit Psychedelic-Rock, durchsetzt von Anspielungen auf postprogressiven Jazz und Funk. Angeführt von Derya Yıldırıms hypnotisierender Bağlama-Laute und Gesang liefern Grup Şimşek ihre eigene Interpretation türkischer Juwelen (von Künstlern wie Selda Bağcan, Barış Manço, Özdemir Erdoğan), beziehen ihre Originalität aber auch aus wunderschönen Kompositionen und einer fantastischen Fähigkeit zum Improvisieren.

Derya Yıldırım & Grup Şimşek: „Haydar Haydar“
Quelle: youtube

Besetzung:
Derya Yıldırım – Gesang, Bağlama (türkische Langhalslaute)
Antonin Le Gargasson (Antonin Voyant) – Gitarre, Bass, Gesang, Flöte
Axel Oliveres (Graham Mushnik) – Orgel, Synth, Bass Synth, Gesang
Greta Eacott – Drums

Fr. 13.8.
Misagh Joolaee & Sebastian Flaig (Innenhof des Museums für Neue Kunst, 20h)

Foto: Jo Titze

Mit Misagh Joolaee (sprich: dschulei) begrüßen wir einen der führenden und innovativsten Kamancheh-Interpreten der Gegenwart. Der in Berlin lebende Iraner hat das Spiel auf diesem kleinen obertonreichen Instrument mit neuen Techniken bereichert und kann dadurch sowohl Virtuosität als auch spirituelle Tiefe neu ausloten. Der gebürtige Freiburger Sebastian Flaig findet als hochkarätiger Spezialist für orientalische Perkussion den Schlüssel zur rhythmischen und expressiven Spiegelung von Misagh Joolaees Klangwelten. Im Duo entsteht eine unglaublich vielschichtige und vieldimensionale Form des Ausdrucks. Das gemeinsame Programm „Ferne“ spiegelt die Gemütszustände eines Exilanten wider, der aus der Distanz seine Musikkultur neu entdeckt und definiert. Von melancholischer Meditation über Trennung bis hin zu schwerelosem Saitentanz und ekstatischem Kreisen reicht das Ausdrucksspektrum der Kompositionen. Im Februar 2020 wurde die CD der beiden Musiker mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet.

Misagh Joolaee & Sebastian Flaig: „Ecstasized“
Quelle: youtube

Besetzung:
Misagh Joolaee – Kamancheh (iranische Stachelgeige)
Sebastian Flaig – Percussion

Sa, 14.8.
Cemîl Qoçgîrî Quartett (Innenhof des Museums für Neue Kunst, 20h)

Foto: Matthias Drobeck

Cemîl Qoçgîrî lässt die Tenbûr für sich sprechen. Sein virtuoses Spiel auf der Langhalslaute weiß zu überzeugen, stets auf der Suche nach neuen Klangwelten und offen für zeitgenössische Eingebungen. Aufgewachsen in Deutschland begann er sich früh für seine kurdischen und alevitischen Wurzeln zu interessieren; der Beginn einer musikalischen Reise, die bis heute andauert. Einerseits schöpft er aus dem reichhaltigen Fundus der alevitischen Kultur und ihren naturphilosophischen Ansätzen, die bis heute im kulturellen Mosaik Mesopotamiens lebendig sind. Anderseits lässt er sich durch die breite Palette westlicher Klänge inspirieren, die ihn gleichfalls prägten. Dabei schlägt er eine musikalische Brücke zwischen Tradition und Moderne, die dem musikalischen Aufeinandertreffen unterschiedlicher Welten ungeahnte Wege bereitet. Mit seiner eigenwilligen Spieltechnik stellt der kurdische Musiker die leisen Töne in den Vordergrund, ohne in der Stille zu verharren, immer wieder nachhaltige Akzente setzend. Cemîl Qoçgîrî lässt seine Zuhörerschaft an einer Welt teilhaben, die fremd und vertraut zugleich ist.

Cemîl Qoçgîrî: Ero Bêzar
Quelle: youtube

Besetzung:
Cemîl Qoçgîrî – Tenbûr & Vocal
Emrah Oğuztürk – Duduk
Kadir Doğan – Percussion
Markus Wach – Kontrabass, Rubab, Asya Lira Strings

Tickets gibt es hier:
Derya Yıldırım – Kommunales Kino Freiburg (koki-freiburg.de)
Misagh Joolaee & Sebastian Flaig – Kommunales Kino Freiburg (koki-freiburg.de)
Çemîl Qoçgîrî Quartett – Kommunales Kino Freiburg (koki-freiburg.de)
und an der Abendkasse.

Bei Regen finden die Konzerte im Jazzhaus statt, das wird spätestens am Vorabend der Konzerte über die Website kommuniziert: Ins Weite 2021 – Kommunales Kino Freiburg (koki-freiburg.de)

 

Ins Weite-Festival: Matthieu Saglio

Foto: Ana Guimaras

Das Freiburger Festival Ins Weite zieht am 6.8. in den Innenhof des Museums für Neue Kunst, Adelhauser Str. 33A. Dort wird die Musikstrecke intime, akustische Züge annehmen. Den Auftakt macht der grandiose französisch-spanische Cellist Matthieu Saglio, der sein Album El Camino De Los Vientos auf ACT Records hier in ganz konzentrierter Form re-interpretieren wird, zusammen mit anderen Stücken aus seinem Repertoire. Tickets gibt es hier: Matthieu Saglio – Kommunales Kino Freiburg (koki-freiburg.de) und an der Abendkasse. Bei schlechtem Wetter ziehen wir ins Jazzhaus, Schnewlinstr. 1 um.

Und hier nochmals meine Rezension zum Album aus dem letzten Jahr:
Das Wesen des Windes ist es, dass man manchmal nicht weiß, woher er kommt und wohin er geht, sagt Matthieu Saglio. Daher taugt er gut als Pate für sein Album: El Camino de los Vientos, der Weg der Winde, ist ein poetisches Bild für die unvorhersagbare Kreativität, die der französische Cellist durch die vielen Begegnungen für dieses Werk erfuhr. Ein Etikett möchte Saglio nicht auf seine Musik kleben, betont er. Nach einer klassischen Ausbildung hatte er immer wieder Lust, andere Gefilde zu erkunden, Einflüsse aus dem Jazz aufzunehmen, auch der Flamenco war wichtig, gerade in seiner Wahlheimat, dem spanischen Valencia. Dazu kommen auf seinem neuen Werk Elemente des arabischen Kulturraumes, aus Schwarzafrika, aus Indien, ein Mosaik, das der Geschichte Valencias mit ihren griechischen, römischen, westgotischen und maurischen Prägungen gleicht. Um dieses Mosaik aufregend zu gestalten, hat Saglio neben lokalen Musikern und Familienmitgliedern etliche berühmte Künstler eingeladen. Da ist der vietnamesische Gitarrist Nguyên Lê, der im zentralen Stück „Caravelle“ ein Schiff über den Ozean geleitet, auch mal Erinnerungen an Maurice Ravel liefert.

Der derzeit angesagte Akkordeonist Vincent Peirani tanzt mit Saglio einen „Boléro triste“, in „Amanecer“ lässt der Norweger Nils Petter Molvær mit seiner Trompete die Sonne aufgehen. Ein bewegender Moment auch, wenn Saglios Bruder Camille mit seiner Vokalkunst in „Atman“ in die Stimmung Indiens versetzt. Und immer wieder: Saglios wunderbar melodiöses, sangliches Cellospiel. Es erinnert mal an Barockmusik, mal an eine Flamencogitarre, wenn die Saiten gezupft werden, wirkt auch in virtuosen Läufen noch schwerelos. Umrahmt wird die Dramaturgie des Albums von zwei Stücken, die auf verschiedene spirituelle Sphären verweisen. Zu Beginn des Beitrags der allmorgendliche Ruf des Muezzins, ein fiktives, erfundenes Gebet auf den Saiten. Und am Ende kehrt man in die christliche Umgebung zurück, mit einem Solostück namens „Les Cathédrales“: Einen Cellisten, der ganz allein in einer Kathedrale sitzt, und dessen Klang hoch ins Gewölbe fliegt, habe er sich da vorgestellt, sagt Saglio. Die Spiritualität vereine die Menschen, das ist seine Überzeugung, und jeder soll eine Religion praktizieren oder auch gar keine, ganz wie er und sie es möchte. Für Matthieu Saglio gibt es da – ähnlich wie in seiner Musik – keine Barrieren.
© Stefan Franzen

Matthieu Saglio: Concert from Home
Quelle: youtube

Freiburger Festival „Ins Weite“: Beyond The Roots & San Salvador

Beyond The Roots & San Salvador (Fotos: Bassem Hawar & Antoine Parouty)

Auf ein Neues! Nach der erfolgreichen Erstausgabe des Film-, Literatur und Musikfestivals „Ins Weite“ starten wir auch dieses Jahr wieder durch. Als Musikkurator darf ich an dieser Stelle die ersten beiden Konzerte innerhalb des vom Kommunalen Kino Freiburg e.V. veranstalteten Festivals ankündigen.

Die Strecke mit Klängen aus aller Welt präsentiert im Mensagarten und im Innenhof des Museums für Neue Kunst Musiker*innen, die sich mit dem Thema Reise auseinandersetzen oder allein durch ihre Biographien Reisende zwischen den Klangwelten sind. Im Zentrum stehen Konzerte innerhalb der zwei Festivalschwerpunkte: „Die Welt als Mosaik“ stellt Musiker vor, die Eindrücke aus allen Erdteilen zu Kompositionen und Songs verarbeitet haben, und bei „Nach Osten“ entfaltet sich eine Reiseroute von Anatolien über Kurdistan und den Iran bis nach Indien. Mediterrane Farben komplettieren diese Musikstrecke. Wir freuen uns, dass etliche Acts gewonnen werden konnten, die noch nie in Freiburg zu Gast waren, für das hiesige Publikum also echte Neuentdeckungen sind.

Zum Auftakt begrüßen wir ein weltläufiges Ensemble, das gleichzeitig eine lokale Anbindung hat. Beyond The Roots (24.7, 19h) ist ein neu gegründetes Kollektiv aus Köln um die Klarinettistin Annette Maye (Fis Füz). Das Ensemble spielt eine „Welt-Kammermusik“, die von der Kraft der Improvisation lebt, und umspannt Mitteleuropa, den türkischen, persischen und indischen Kulturraum. Am 25.7. um 20h präsentieren wir Shooting Stars der Roots Music-Szene aus Frankreich: Von ihrer Heimat im Massif Central aus bricht die A Cappella- und Trommel-Band San Salvador zu einer atemberaubenden, mitreißenden Reise auf – von den okzitanischen Troubadouren in die moderne Welt. Die pure Kraft der menschlichen Stimme aus sechs Kehlen hat man selten so atemberaubend und druckvoll erlebt. Unser besondere Empfehlung!

Tickets sind auf der Seite des Kommunalen Kinos erhältlich:
Ins Weite 2021 – Kommunales Kino Freiburg (koki-freiburg.de)

San Salvador: La Liseta (live)
Quelle: youtube
Beyond The Roots feat. Murat Coskun (live)
Quelle: youtube

Nachlese Festival „Ins Weite“ #4: Masaa

Foto: Albert Josef Schmidt

Masaa
Festival „Ins Weite“, ArTik Freiburg
06.09.2020

Souveräne Verschmelzung von Avantgarde und Tradition: Das umjubelte Konzert von Masaa beim Freiburger Festival „Ins Weite“.

Nicht selten werden der Genre-Begriff „Weltmusik“ sowie die entsprechenden Ensembles, Akteurinnen und Akteure überfordert. Der traditionelle Fundus, die Grammatik außereuropäischer Musik und die Termini westlicher (Pop-)Klänge suchen eine Vernetzung, ja Verschmelzung – doch Anspruch und Wirklichkeit, das klingende Ergebnis, lassen immer wieder zu wünschen übrig.

Dem libanesisch-deutschen Quartett „Masaa“ um den Sänger und Poeten Rabih Lahoud jedoch gelingt die interkulturelle Fusion. Wobei hier eher von einem geglückten „World Jazz“ gesprochen werden kann, den ein begeistertes Publikum im Rahmen des Freiburger Festivals „Ins Weite“ erfahren durfte. Bei diesem Open-Air-Konzert im Innenhof des Jugendkulturzentrums „ArTik“ vermählte die weitgereiste und mit diversen Preisen ausgezeichnete Formation scheinbar mühelos Merkmale eines modernen Jazz mit Texten in arabischer Sprache und mit (europäischer) kammermusikalischer Intimität. Rabih Lahoud lebte 19 Jahre in seinem Geburtsland Libanon, floh dann vor dem Krieg – und fand in Deutschland eine neue Heimat, wiederum seit 19 Jahren.

Der hervorragende, über mehrere Oktaven und eine traumhaft sichere Intonation gebietende Vokalist kann sich mit Marcus Rust (Flügelhorn, Trompete), Reentko Dirks (Doppelhalsgitarre) und Demian Kappenstein (Drums, Perkussion) auf nicht weniger gewandte Gefährten verlassen. „Masaa“ ist das arabische Wort für den Abend, den Rabih Lahoud als besonders magische Zeit wahrnimmt. Und der Sound dieses ungewöhnlichen Ensembles bewegt sich dann in (auch emotionalen) Zwischenbereichen, pendelt zwischen vitalem Duktus und poetischen Ruhezonen. Meisterlich, wie Lahoud von gesungenen Texten zu improvisierten Vokalisen wechselt, welche Ausdrucksintensität er auch in den hohen Registern erreicht.

Bezwingend auch, wenn Rabih Lahoud und der Blechbläser Marcus Rust dialogisieren, Stimme und Flügelhorn wendige Unisono-Passagen zaubern. Reentko Dirks nähert sich an der zweihalsigen Gitarre auch dem Charakter der arabischen Laute Oud oder übernimmt mal die Funktion eines Bassisten, während ein hochbeweglicher Demian Kappenstein sein Drumset zwischen feinem Drive, vertrackten Beats und vielen rhythmischen Überraschungen schwingen lässt.

Beachtlich zudem, wie diese vier Talente unangestrengt Avantgarde und Tradition, geräuschnahe Klangforschung und melodischen Schmelz zusammenführen. Masaa: ein herausragendes, ein heftig bejubeltes Event.

© Udo Andris, erschienen in der Badischen Zeitung, Ausgabe 09.09.2020

Foto: Albert Josef Schmidt

Festival „Ins Weite“: Die Septemberkonzerte


Liebe Freund*innen,

Wir sind angetan von der tollen Resonanz des Publikums, das unsere musikalischen Gäste sowohl aus der Region als auch aus dem Senegal, Marokko, Frankreich, der Mongolei, dem Iran, der Türkei, der Schweiz, Polen, Spanien und Äthiopien seit Mitte Juli begeistert und zahlreich begleitet hat.
Nach ausverkauften Konzerten am Waldsee geht das vom Kommunalen Kino Freiburg initiierte Festival

„Ins Weite. Reisen in Film, Musik und Literatur“

im September in die musikalische Zielkurve mit belgischem Postrock, deutsch-libanesischem Jazz und einem türkischen Sufi-Abend.

Am 3. und 4. September empfangen wir am Waldsee die belgische Postrock-Band We Stood Like Kings, die sich darauf spezialisiert hat, Filmklassiker neu zu vertonen – bei uns live zu Dziga Vertovs ethnographischer Sibirienreise „Ein Sechstel der Erde“ von 1926 und zur Bilderflut von „Koyaanisqatsi“, zu der vormals Philip Glass schon Musik geschrieben hatte (3. und 4.9., jeweils 21h). Beide Film-Konzerte veranstalten wir in Kooperation mit dem Slow Club e.V.

We Stood Like Kings: „A Sixth Part Of The World“ (Ausschnitt)
Quelle: youtube

Am 6.9. um 20h ist das deutsch-libanesische Quartett Masaa zu Gast: Dekoriert mit beiden wichtigen Weltmusikpreisen (creole und RUTH) stellen die Musiker um Sänger Rabih Lahoud erstmals in Freiburg ihr neues Werk Irade vor, mit bewegendem lyrischem Jazz und Texten auf Arabisch und Deutsch. Mit dabei ist auch ihr neuer Gitarrist Reentko Dirks.

Achtung: Das Masaa-Konzert wird im Innenhof des ArTik, Haslacher Straße 43 stattfinden.
Wir freuen uns, dass wir mit dem ArTik e.V. noch einen weiteren, jungen Kooperationspartner fürs Festival gewinnen konnten, der uns mit Elan unterstützt!

Masaa: „Herzlicht“
Quelle: youtube

Den Abschluss der Musikstrecke von „Ins Weite“ gestaltet wiederum am Waldsee am 10.9. um 19h30 das Sufi-Ensemble Hosh Neva um den türkischen Oud-Spieler Mehmet Ungan. Viele der Musiker lehren an der Orientalischen Akademie in Mannheim, auch Freiburgs Murat Coskun wird sich in die Gruppe integrieren. Wir freuen uns, dass wir dieses Abschlusskonzert wiederum in Zusammenarbeit mit Tamburi Mundi e.V. präsentieren können.

Hosh Neva live in München
Quelle: youtube

Tickets sind ausschließlich auf der Website des Festivals erhältlich, dort wird selbstverständlich auch über das Hygienekonzept informiert.
https://www.koki-freiburg.de/insweite/

Nachlese Festival „Ins Weite“ #3: Yumi Ito & Feven Yoseph

Foto: Mayada Wadnomiry

Das Festival „Ins Weite“ zog für zwei wunderbare Konzerte an den kühlen Waldsee.

Foto: Alexandra Heneka

Die Basler Sängerin, Komponistin und Pianistin Yumi Ito, deren Album Stardust Crystals dieser Tage erscheint, gastierte mit ihrem Trio (Kuba Dworak, Bass und Íago Fernández, Drums) und spielte ein Set voller kristalliner Zwischentöne und fein gemalter Improvisationen.

Foto: Alexandra Heneka

Yumi sang von einem Mammutbaum in San Francisco, von der mächtigen Natur in Island, widmete dem schwülen Abend ein Jazz-Haiku und ließ das Publikum in eine brasilianisch inspirierte Zugabe einstimmen.

Foto: Alexandra Heneka

Drei Tage später besuchte uns die Äthiopierin Feven Yoseph mit ihrem Berliner Quintett um den Trompeter Marcus Rust.

Foto: Mayada Wadnomiry

Feven brachte jede Menge Soul auf Amharisch mit, immer wieder aber schimmerten die Roots ihrer Heimat durch und auch eine Widmung an den Grandseigneur des Ethio-Jazz Mulatu Astatke ließ sie sich nicht nehmen.

Foto: Stefan Franzen

Danke an unser Publikum, dass diese beiden Konzerte unter erschwerten Bedingungen zu einem so familiären Erlebnis gemacht hat.

Foto: Mayada Wadnomiry

Nachlese Festival „Ins Weite“ #2: Bab L’Bluz

Foto: Alexandra Heneka

Bab L’Bluz
Mensagarten Freiburg, 16.08.2020
Festival „Ins Weite“

Respekt vor den musikalischen Traditionen des Maghreb und Leidenschaft für die Sounds der Moderne, vor allem für die Power des Rock, finden bei Bab L´Bluz zu einer stimulierenden Melange. Im Rahmen des Freiburger Open-Air-Sommerfestivals „Ins Weite“ gastierte das franko-marokkanische Quartett bei angenehmen Abendtemperaturen im gutbesuchten Mensagarten, machte mit seinem Debüt-Album Nayda! vertraut. Nayda steht seit der Jahrtausendwende für eine musikalische Jugendbewegung in Marokko, die sich für Freiheit, auch die Rechte diverser Minderheiten, engagiert. Das Wort bedeutet ebenso „Party“, aber auch intellektuelles Erwachen, eine aufrechte Haltung.

Frontfrau Yousra Mansour von der marokkanischen Atlantikküste gefällt nicht nur mit agilem, wandlungsfähigen und hochemotionalen Gesang, sondern auch mit ihrem Spiel auf der dreisaitigen Laute Awisha. Gemeinsam mit Brice Bottin aus Lyon an der (ebenfalls dreisaitigen), ursprünglich schwarzafrikanischen Basslaute Guembri sowie Drummer Hafid Zouaoui und dem  Flötisten/Perkussionisten Jérome Bartolomé begeisterte die Band mit ihrem Wüsten-Rock, zusammengesetzt unter anderem aus Elementen verschiedener marokkanischer Provinzen. Eine vitale Mixtur aus der rituellen, tranceorientierten Musik der Gnawa (Nachfahren schwarzafrikanischer Sklaven aus dem Westen des Kontinents), aus Musik der Berber und Poesie der Hassania (Mauretanien) – und eben Strukturen eines westlichen, auch psychedelischen Rock.

Foto: Alexandra Heneka

Wehmütige, nachdenkliche Weisen erhalten Raum, aber auch extrovertiertes Party-Feeling. Yousra Mansour und Brice Bottin haben ihre Saiteninstrumente elektrifiziert, geben dem Gruppen-Sound dadurch zusätzliche Masse und voluminöse Grooves. Die Band entwickelt auch immer wieder mal unaufgeregte, geduldig formulierte Improvisationen. Hier weckt das Flötenspiel eines  Jêrome Bartolomé besondere Aufmerksamkeit. Gekonnt auch, wie diese vier Talente die melodisch-rhythmischen Feinheiten Nordafrikas mit einem kompakten Rock-Gestus verzahnen. Ein permanenter Genuss dann auch die komplexe, energiegeladene Arbeit, das souveräne Timing eines Hafid Zouaoui am Drum-Set. Bab L´Bluz (= Tor zum Blues) gehören mit ihrem Gig ganz sicher zu den musikalischen Glanzlichtern des „Ins Weite“-Festivals.

© Udo Andris

Foto: Stefan Franzen

Nachlese Festival „Ins Weite“ #1: Awa Ly & Brahim Wone

Foto: Jens-Taro Herbel

Awa Ly und Brahim Wone eröffneten im Mensagarten Freiburg das Musikprogramm des Festivals „Ins Weite“ mit einer bewegenden, intimen und sehr warmherzigen musikalischen Zwiesprache. Sie spielten zum ersten Mal seit März wieder vor Publikum. Ich werde nie vergessen, wie Awa am Ende zu „Summertime“ durch den nächtlichen Garten tanzte. Ein Geschenk an Freiburg.

Foto: Stefan Franzen

Danke an alle, die mitgeholfen haben, dass dieses Konzert so wunderbar werden konnte, und ein großes Dankeschön auch ans Publikum, das fast andächtig zugelauscht hat. Et bien sûr: Merci mille fois à Awa et Brahim pour ce chaleureux cadeau que vous avez fait à notre ville!

Foto: Jens-Taro Herbel
 

Festival „Ins Weite“: Augustgäste am Waldsee

Feven Yoseph, Foto: Andy Spyra

Liebe Freund*innen,

die franko-marokkanische Band Bab L’Bluz hat gestern Nacht den Mensagarten in Trance versetzt – fesselnder Schlusspunkt eines spannenden Konzertwochenendes mit begeistertem, zahlreichem Publikum.

Jetzt wechselt das vom Kommunalen Kino Freiburg initiierte Festival

„Ins Weite. Reisen in Film, Musik und Literatur“

seine Spielorte und macht für die Musik am Waldsee Station.

Hier haben wir bis Ende des Monats drei wunderbare Shows mit starken Frauen zu verkünden.

Am Donnerstag, den 20.8. um 19h30 gastiert die junge Basler Sängerin, Pianistin, Songwriterin, Pianistin, Komponistin und Arrangeurin Yumi Ito mit ihrem Trio und einer Klangsprache zwischen Jazz, Björk und Impressionismus.

Yumi Ito: Schaffhauser Jazzfestival 2020
Quelle: youtube

Eine Entdeckung aus Äthiopien ist die Sängerin Feven Yoseph, die am Sonntag, den 23.8. um 19h30 mit ihrem Quintett ostafrikanische Roots und Skalen in eine soulige Umgebung bettet.

Feven Yoseph: „Yetsegaw Kiber“
Quelle: youtube

Gleich drei starke Frauen begegnen sich am Sonntag, den 30.8. um 19h30, wenn Julia Galas und Steffi Sembdner vom Tanztheater J.U.S.T. und ihrem Stück „mitteschön“ auf einen akustischen Roadtrip von New Orleans nach Detroit der Straßburger Sängerin Barefoot Amhell und ihrem Trio treffen. Dieses Konzert veranstaltet „Ins Weite“ in Kooperation mit dem Café Atlantik.

Amhell & Her Backdoor Men: „She’ll Be Gone“
Quelle: youtube

Tickets sind ausschließlich auf der Website des Festivals erhältlich, dort wird selbstverständlich auch über das Hygienekonzept informiert:
https://www.koki-freiburg.de/insweite/