África Negra
Antologia Vol.1
(Bongo Joe)
Oft vergessen und musikalisch unterschätzt: São Tomé und Príncipe vor der Küste Äquatorialguineas, bis 1975 portugiesische Kolonie. Die Popkultur der Insel war zu jener Zeit von verschiedensten Einflüssen geprägt, und África Negra brachten sie in ihrer hochgradig tanzbaren Musik alle zusammen: den süßen Gitarrenschmelz des Rumba und Soukous aus dem Kongo, den süffigen ghanaischen Highlife, Einflüsse aus der karibischen und kapverdischen Tanzmusik und die einheimischen Rhythmen des Inselstaates. Die energiegeladene Mischung aus alldem nannten sie Puxa.
Der Zündfunken für África Negra flackerte auf, als sich in den frühen Siebzigern in der Hauptstadt ein Metzger namens Horacio und sein Gitarre spielender Kollege Emilio Pontes zu lockeren Feierabend-Sessions zusammenfanden. Weitere Freunde wie der charismatische Sänger João Seria kamen dazu, man spielte für die verschiedenen Communities aus Kapverdianern, Angolanern und Mosambikanern, die alle auf die Insel gekommen waren, um auf den Kaffee- und Kakao-Plantagen zu arbeiten. Zunächst durfte sich die Band nicht África Negra nennen, das war den Kolonialherren ein Dorn im Ohr. Doch nach der Unabhängigkeit ging es schlagartig voran: Die bis zu zwölfköpfige Combo dominierte die Tanzmusik die ganzen 1980er hindurch, tourte über den ganzen Kontinent und wurde mit ihrem Stilmix zum Sinnbild panafrikanischen Bewusstseins. Bis heute übrigens sind die Herren – in veränderter Besetzung – im Geschäft!
Das Verdienst des Londoner Labels Bongo Joe ist es, die Perlen von África Negra jetzt in einer mehrteiligen „Antologia“ herauszubringen. Man muss bis in die Riege der kongolesischen Giganten wie Franco gehen, um eine ähnlich pulsierende und ansteckende Schwof-Kulisse aus Zentralafrika zu finden.