Track Sounds – Die Musik der Schienen

SWR 2 Musikstunde
Track Sounds – die Musik der Schienen
12.06. – 16.06.2023, 9h05 – 10h

von Stefan Franzen

Schnauben, rattern, pfeifen, quietschen und rauschen – für viele ist die Eisenbahn selbst schon Musik. Von den Signalhörnern der Lokomotiven bis zum rhythmischen Klappern der Schwellen sind die Sounds der Züge während der letzten 180 Jahre in Orchesterstücke, Kammermusik, Jazztunes, Minimal Music, Lied, Chanson, Folk- und Popsongs eingebaut worden.

Dina El Wedidi: „Bzogh Elamar“
Quelle: youtube

Doch Eisenbahnmusik ist weit mehr als Klang gewordenes Geräusch. Selten geht es in ihr um eine simple Fahrt von A nach B, gerade die Nebenstrecken und Abstellgleise erzählen die reizvollen Geschichten: von Wartenden am Gleis, von Bahnarbeitern und Hobos, von geheimnisvollen Abzweigungen und verpassten Chancen, vom Rauschen durch die Nacht, vom Geraten auf die schiefe Bahn. Züge gleiten und geleiten in die himmlische Sphäre, oder sie fahren in die Unterwelt, stürzen in höllische Schlünde.

Aaron Copland: „John Henry“
Quelle: youtube

In dieser Woche zeigt die SWR 2 Musikstunde einen Railroad Movie für die Ohren – lassen wir uns überraschen, wohin die Reise auf musikalischen Schienen geht.

Al Greene: „Back Up, Train“
Quelle: youtube

 

Side tracks #31: Gerappte Zeitgeschichte

Leserinnen und Leser dieser Seitenstrecken-Kolumne auf greenbeltofsound.de werden sich an den kanadischen Weltenbähnler Erik West Millette erinnern, den ich 2017 während meiner Reise in Montréal getroffen habe.

Mit seiner Band West Trainz hat Erik jetzt ein weiteres Großprojekt zu Ende gebracht: Auf dem Album Rail Nomads, das Anfang Mai erscheinen wird, erzählt er als Gesamtkunstwerk die Geschichte der Hobos, jener Bahnfahrenden auf dem nordamerikanischen Kontinent, die zu Zeiten der Great Depression als blinde Passagiere auf den Zügen mitfuhren, auf der Suche nach Arbeit und einem besseren Leben. Die West Trainz-Crew gestaltet diese historische Reise mit 24 grandiosen Songs und Instrumentals, in die wie immer jede Menge Eisenbahnsounds eingebaut sind und die quer durch den Erdteil geht, bis zur Terminal City Vancouver.

Als Vorbote ist jetzt die Single „Beat That Train“ erschienen, ein von Olaf „Slim Dane“ Gundel gerapptes Stück Zeitgeschichte. Ein Auszug aus dem Text:

Den Ozean würde ich queren, wenn sie eine Unterwasser-Linie bauen
Schreibe geheime Zeichen in den Regen, wie übersinnliche Flecken
Hab‘ kein Telefon, um daheim anzurufen, keine Hausschlüssel, die mir gehören
Meinen Hut hab‘ ich an den Wind verloren, und meine Schuhe lösen sich auf

In den leeren Schuppen höre ich die wilden Rufe der streunenden Hunde
Ich ziehe am Joint, um wieder Mut zu fassen, grabe nach Schätzen in Mülltonnen
Und wenn die Nacht kommt wie ein Flutwelle, wandere ich auf dem Grab eines Lebendigen,
laufe einem neuen Tag entgegen.

West Trainz: „Beat That Train“
Quelle: youtube

Side tracks #30: Die Neunuhr-Tram zum Himmel

Marianne von Werefkin: „Blauer Funken“ (1918)

Mani Matter
„Ds Nünitram“
(aus: I Han Es Zündhölzli Azündt, Zytglogge 1973)

Heute vor 50 Jahren kam der Berner Liedermacher Mani Matter mit gerade mal 36 Jahren bei einem Autounfall ums Leben. Es überrascht mich immer wieder aufs Neue, wie ein Mann, der das „Liedlischriibe“ nur als eine Nebenbeschäftigung ansah und eigentlich juristischer Angestellter der Stadt Bern war, bis heute eine so gewaltige Nachwirkung auf die Schweizer Musikszene hat. Songwriter, Rockmusiker und sogar Rapper verehren ihn, covern bis heute seine kurzen, prägnanten, sprachspielerischen und hintergründigen Berner Chansons. Ich empfehle zum Beispiel diese wunderbare, afrikanisch angetupfte Coverversion von Bonaparte mit Gastsängerin Sophie Hunger.

Matter hat immer mal wieder das Thema Schienenfahrzeuge gestreift, was auch nicht verwundert, denn er war Eisenbahner-Enkel. Das konnte sich dann in feinen Beobachtungen im Wartesaal des Bahnhofs niederschlagen, oder in Betrachtungen über das Sitzen gegen die Fahrtrichtung. Am schönsten ist allerdings seine mit surrealistischen Motiven gespickte Miniatur „Ds Nünitram“, in der sich die abendliche Straßenbahn auf einen Ausflug in himmlische Sphären begibt.

Mani Matter: „Ds Nünitram“
Quelle: youtube

Side tracks #29: Bluesig-minimalistischer Jam

J.J. Cale
Okie
(Shelter Records, 1974)

Ich kann mich erinnern, dass mich das Instrumental „Okie“ aus J.J. Cales gleichnamigem Album jeden Sonntagabend zur Weißglut brachte, als ich ca. zehn bis zwölf Jahre alt war. SWF 3-Moderator Frank Laufenberg, dem ich bis heute für die Erschließung von Popmusikgeschichte dankbar bin, hatte das Stück als Erkennungsmelodie für seine Top Ten in der Sendung Pop Shop ausgesucht. Ich fand es als vorpubertärer Hörer überflüssig, unzugänglich, unmelodiös – und mich nervte, dass mir das Stück im Weg stand, bevor endlich die spannenden Neuzugänge vorgestellt wurden!

Aber wie es so ist mit der akustischen Erinnerung: Das Stück hatte sich über die Jahrzehnte so in meine Synapsen eingelagert, dass ich es im Geiste sofort Ton für Ton der Gitarrenlinie mitsingen konnte, als ich es neulich durch Zufall mal wieder hörte. Damals wusste ich weder, dass das Stück von J.J. Cale ist, noch dass es von einer LP mit einem schönen Eisenbahn-Bild stammt. Rückblickend muss ich sagen: Nicht nur perfekte Auswahl als Erkennungsmelodie, auch losgelöst aus dieser Funktion ein grandios bluesig-minimalistischer Jam. Ich glaube, ich werde gleich mal versuchen, das Kleinod auf meiner Gretsch zu spielen.

JJ Cale: „Okie“
Quelle: youtube

Side tracks #28: Klassenunterschiede

Niels Frevert: „Speisewagen“
(aus: Paradies der gefälschten Dinge, Grönland Records 2014)

„Ich suchte nach Worten für etwas, das nicht an der Straße der Worte lag“ – treffender als in diesem Titel aus seinem aktuellen Album Putzlicht könnte Niels Frevert seine Songwriting-Philosophie in einem Satz nicht zusammenfassen. Der Hamburger stellt mit der deutschen Sprache etwas an, was wenige, vielleicht keiner derzeit hierzulande vermag: seelenvoll, aber nie gefühlig zu sein, leichte Ironie im Mundwinkel spielen zu lassen ohne sarkastisch zu werden, fließende Wortgebilde schöpfen, die überhaupt nicht verkopft sind. Diese kleinen Text-Wunderwerke setzt er dann zu Harmonien, die weit mehr als das klassische Songschema erfüllen – sie sind mit ihren unerwarteten Farbwechseln nochmals für sich selbst kleine Geschichten.

Gestern hat dieser grandiose Wortkünstler und Songpoet, denn ich durch eine Kollegin der hiesigen Zeitung kennenlernen durfte, seine Deutschlandtour zum aktuellen Album Putzlicht im Freiburger Jazzhaus begonnen, nur mit Unterstützung durch Christoph Bernewitz an den Gitarren und Martin Hornung an den Keyboards – in dieser intimen Atmosphäre leuchten seine Lieder, die mir den Glauben an die deutsche Musiksprache zurückgegeben haben, am schönsten. Hier ehre ich ihn mit einem schon etwas älteren Lied, das so wunderbar in diese Bahn-Kolumne passt. Denn Niels Frevert ist ein echter „Side tracker“ im flussbegradigten Streckennetz.

Die Daten:
03.12. Stuttgart – Im Wizemann Studio, 04.12. Augsburg – Soho Stage, 05.12. Ulm – Roxy, 06.12. Mannheim – Alte Feuerwache, 07.12. Hannover – Pavillon, 08.12. Oldenburg – Wilhelm13, 09.12. Leipzig – nato, 12.12. Rostock – Helgas Stadtpalast, 13.12. Magdeburg – Moritzhof

Niels Frevert: „Speisewagen“
Quelle: youtube

Side tracks #27: Mit dem „Rheingold“ nach Schweden

Foto: Johannes Martin Conrad

Guido Manusardi Trio: „Blue Train“
(aus: Blue Train, Swedisc 1967, re-issue: edizioni ishtar, 2011)

Der italienische Pianotrio-Jazz ist knackiger und mehr auf den Punkt als der transatlantische. Dem lässt sich wunderbar nachhorchen auf dieser frühen LP des Pianisten Guido Manusardi, der durch Mittel-, Nord- und Südosteuropa tingelte, bis er schließlich seine zweite Heimat in Schweden fand. Dort hat er diese LP mit dem Bassisten Sture Nordin und dem Drummer Al Heath eingespielt. Das Titelstück ist eine Eigenkompostion und hat nichts mit John Coltranes „Blue Train“ von 1957 zu tun, trotzdem lohnt es sich, mal beiden Tracks nacheinander zu lauschen und festzustellen, dass ein blauer Zug zu ganz verschiedenen Stimmungen inspirieren kann – bei beiden ist eine bluesgeprägte Stimmung zwar Bestandteil, doch Manusardi arbeitet motorischer, vorwärtstreibender.

Auf dem Cover pflügt allerdings weder eine italienische noch eine schwedische Lok durch den Schnee. Es ist eine E-Lok Baureihe E 110 der Deutschen Bundesbahn, die es ganz in kobaltblau, aber eben auch in crèmefarben mit blauem oder türkisnem Unterstreifen gab. Sie zog früher unter anderem den berühmten „Rheingold“. Genau so eine schmückte einst auch meine Märklin HO-Modelleisenbahn. Danke an Marqs für den Hinweis auf diese feine LP!

Guido Manusardi Trio: „Blue Train“
Quelle: youtube

Side tracks #26: Zurück bleibt eine Geisterstadt

Vinício Capossela: „Il Treno“
(aus: Canzoni Della Cupa, Warner 2017)

Eine gewaltige, irrlichternde Fahrt durch die süditalienische Volksmythologie aus fast 30 Canzoni – das ist Canzoni Della Cupa, Vinício Caposselas letztes Album. Er hat es in zwei Akte gefasst, in Polvere (Staub) und Ombra (Schatten). Mit dem Staub ist das grelle Dasein porträtiert, das dörfliche Leben mit seinen deftigen, derben Seiten. Die Lieder der Landarbeiter, mit schnarrender, erdschwerer Stimme vorgetragen, die Klage über die karge Existenz, das Hungern und Schuften, genauso aber  die prallen Freuden der dörflichen Feste, der Tanz zum Akkordeon und zur Schlaggitarre, das lüsterne Schielen auf den Körper der Patrona, die unerlaubten Schäferstündchen am Brunnen.

Und dann die dunkle Seite, die der Schattenwesen, Ombra: Da wird eine Bestie durchs Weizenfeld gejagt, die die Ernte zu vernichten droht, es geht im bluesigen Galopp auf dem Maultierrücken durch die unheimliche Nacht, und noch sinisterer wird es im mondbeschienenen Wald auf den Spuren des „Pumminale“, einem Mischwesen aus Schwein und Werwolf. Und bevor sich der Vorhang senkt über dieses mit vielen Gästen von Howie Gelb bis Calexico bereicherten Doppelalbums, ein grandioses Finale: In „Il Treno“ erzählt Vinicío Capossela die Geschichte vom Eintreffen der Eisenbahn im ländlichen Kampanien, von der Entvölkerung eines Ortes, der fortan eine Geisterstadt ist. Jedem Western der Extraklasse würde diese Canzone als Titelstück alle Ehre machen.

Vinício Capossela: „Il Treno“
Quelle: youtube

Side tracks #25: Zwischen Schiene und Schlummer

Dina El Wedidi
Manam – Slumber
(Kirkelig Kulturverksted, 2018)

Während der Demonstrationen auf Kairos Tahrir-Platz war sie eine der wichtigsten Sängerinnen. Nach ihrem Album Turning Back und ihrer Mitwirkung beim Nile Project hat sich Dina El Wedidi nun auf experimentelle Pfade begeben: Manam / Slumber ist eine 30-minütige Suite, die sie ausschließlich aus Geräuschen von ägyptischen Zügen und Bahnhöfen gebaut hat.

Dina El Wedidi sitzt in einem Pariser Hotelzimmer, von draußen dringen Klopf- und Bohrgeräusche einer Baustelle herein. Der Werkstattcharakter der Umgebung passt eigentlich gut, um über ihr neues Werk zu sprechen. Manam hat sie es genannt, Slumber (Schlummer), und die sieben Kapitel bestehen tatsächlich ausschließlich aus Sounds der Eisenbahn und ihrer Stimme. Man würde dieses Thema eigentlich als typisch männliche Domäne ansehen. Wie kommt eine junge Frau damit in Berührung?

„Auf meinem Album Turning Back habe ich eine neuartige Fusion mit Folk-Stilen versucht und dabei mit etlichen Musikern zusammengearbeitet“, sagt El Wedidi. „Doch jetzt war ich neugierig auf das Thema Sounddesign, ich wollte meine Fähigkeiten erweitern, nicht nur Musikerin, sondern auch Produzentin sein. Die Idee zu Slumber ist durch einen Freund ausgelöst worden, der für ein Website-Archiv Geräusche der ägyptischen Eisenbahn benötigte. Als ich diese für ihn sammelte, entdeckte ich schnell, wie vielfältig diese Sounds sind. Zu der Zeit beschäftigte ich mich auch mit Zeitmaschinen, und der Zug wurde für mich zu etwas, das symbolisch mit der Zeit verbunden ist.“

Etliche prominente Beispiele kommen einem in den Sinn, wenn es um die Verwendung von Zuggeräuschen in der Musik geht: Etwa Kraftwerks Trans Europa Express, Björks Soundtrack zu „Dancer In The Dark“ oder das Werk „Different Trains“ des Minimal Music-Protagonisten Steve Reich. El Wedidi hat besonders von Reich Inspirationen aufgegriffen. Doch sie ging weiter: „Für mich war die Frage: Wie kann ich den Zug zum Hauptakteur machen, wie die Melodien, Harmonien und Rhythmen finden? Es brauchte eine ganze Zeit, um den Zug zum Instrument zu formen.“

Unterstützt hat sie der deutsch-amerikanische Soundingenieur Brian Smith, der sie mit der Software Ableton vertraut machte. Und so wuchs aus der Geräuschkollektion bald eine fantastische, elektronische Eisenbahnsymphonie. Manchmal lassen sich in den langen, elegischen Tönen die Sirenen der Lokomotiven nur noch erahnen, das Rattern der Rhythmen nicht mehr eindeutig auf die Ursprünge auf der Schiene zurückführen. Doch dann gibt es immer wieder Stimmen von Bahnhöfen, ganz konkretes Tuten und Rumpeln, beeindruckend zu sogartigen, technoiden Rhythmen verschachtelt.

Gesammelt hat Dina El Wedidi auf der Verbindung zwischen Kairo und Alexandria sowie auf der Strecke nach Süden, in der der Zug schließlich Luxor und Assuan erreicht. „Der wichtigste Trip war derjenige im Nachtzug nach Luxor“, erinnert sie sich. „Dort im Schlafwagenabteil hört man die Zuggeräusche ganz klar, ebenso im Bummelzug nach Assuan, der statt einer Stunde auch mal sieben braucht, weil die Bahn total veraltet ist. Aber genau diese staubigen, veralteten Züge mit den spitzen, hohen Frequenzen interessierten mich.“ Es sind Geräusche, wie sie in unserem europäischen, von Hochgeschwindigkeitszügen geprägten Netz kaum noch zu hören sind.

Dina El Wedidi geht in ihrer Eisenbahnsuite aber weit über das bloße klangliche Ereignis hinaus. Slumber ist für sie auch eine Reflektion über die Spannung zwischen der Realität und dem Unterbewussten, den Zwischenräumen, die sich während einer nächtlichen Zugfahrt im Halbschlaf öffnen. Ein solcher Zustand ist im lautmalerischen Song „Headache“ eingefangen, ein Dialog zwischen der Außenwelt mit dem Zugrattern, dem Wasserverkäufer vor dem Abteil einerseits, und andererseits den Gedanken im Innern des Kopfes während einer Migräne-Attacke. „Ich meine das natürlich nicht so dramatisch, sondern durchaus mit Humor“, betont Dina El Wedidi lachend. Andere Texte sprechen von den Fesseln, die eine Heimat oder eine Liebe erzeugen können, oder den verschiedenen Zuständen des Gefangenseins, seien sie physisch oder mental.

Was auch auf Ägyptens aktuelle Situation verweist. Für mutige Künstler kann es derzeit gefährlich werden, wie sich am Beispiel des kürzlich verhafteten Poeten Galal El-Behairy gezeigt hat. „Ägypten ist ein großartiger Ort, um Ideen zu empfangen“, sagt Dina El Wedidi. „Doch ich bevorzuge es, für die Verwirklichung im Ausland zu sein, da dort mehr Inspirationen und Ereignisse auf mich einwirken. Von Zeit zu Zeit muss ich außerhalb des Landes durchatmen.“

Als ehemalige musikalische Aktivistin auf dem Tahrir ist sie sich bewusst, dass mit der heutigen Situation nicht das eingetreten ist, wovon die junge Generation einst träumte. Dennoch findet sie zuversichtliche Worte: „Wenn ich durch die Welt reise, sehe ich viele Künstler in anderen Ländern, die unter ebenso großen Problemen leiden. Zensur ist ein globales Thema geworden, in den USA und Europa genau wie in Afrika und dem Nahen Osten. Was soll man dagegen machen? Am besten, man versucht weiterhin, das zu tun, woran man glaubt. Das ist meine Rolle.“ Auf Slumber hat sie eindrucksvoll und spielerisch Freiräume ausgelotet, sich ein eigenes Zwischenreich in Wort und Klang erobert.

© Stefan Franzen, erschienen am 16.11. auf qantara.de

Dina El Wedidi: „The Moon“
Quelle: youtube

Side tracks #24: Armer Bähnler, reicher Ballonfahrer


Diamond Platnumz
„I Miss You“
(WCB Records, 2017)

In der Autotune-schwangeren afrikanischen Popmusik unserer Tage lauern immer wieder ein paar schöne Überraschungen. So etwa dieses Kleinod des tansanischen Stars Diamond Platnumz. In einen smoothen Ohrwurm bettet der Hiphop-Musiker, der sich hier eher als Herzschmerz-Barde gibt, seine Geschichte vom armen Bahnarbeiter, der die Angebetete an einen geschniegelten Neureichen verliert, der auch mit einer exklusiven Ballonfahrt protzen kann. Ob es doch noch ein Happy End gibt?

Die Vorstellung gefiel mir, dass der Clip an der Strecke der bereits 1913 vom deutschen Kaiserreich eingeweihten Tanganjika-Bahn gedreht worden ist. Über die 1250 Kilometer zwischen Daressalam und Kigoma rumpeln immer noch Züge. Doch das Video entstand in der Nähe des südafrikanischen Johannesburg – und in jener Region hat die Dampfbahn auch eine prominente Geschichte, wie mal in einer weiteren Folge von Side tracks zu hören sein wird.

Diamond Platnumz: “ I Miss You“
Quelle: youtube