Side Tracks #7: Auf Kollisionskurs

sophie hunger - train peopleflagge-schweiz-flagge-button-70x70Sophie Hunger
„Train People“
(aus: 1983, 2010)

Astronomisch gesehen sind diese Tage ja äußerst spannend. Nach der SoFi vom Freitag folgt hier die Sophie, die in wenigen Wochen ihr neues Album Supermoon veröffentlichen wird, passend zu den sechs Supermonden, die es in diesem Jahr gibt (einer davon war parallel zur Sonnenfinsternis).

Der Song, den ich für die Side Tracks ausgesucht habe,  stammt allerdings noch vom Album 1983. Zum starken Bild eines Zuges, in dem wir alle zusammen sitzen, und den wir nicht mehr anhalten können, obwohl wir wissen, dass wir das dringend müssten, wurde sie während der Finanzkrise inspiriert. Man kann das Bild auch auf die Klimakatastrophe übertragen. Oder auf den religiösen Fundamentalismus. Zum Aussteigen ist es wohl zu spät. Ihr Landsmann Friedrich Dürrenmatt wusste dazu in seinem Tunnel: „Gott ließ uns fallen, und so stürzen wir denn auf ihn zu.“

Die beiden Live-Versionen sind so faszinierend, weil sie so unterschiedlich sind. Die Pause am Ende des La Cigale-Konzerts hat schon Popgeschichte geschrieben. Dass ein Publikum eine ganze Minute den Atem anhält, das schafft niemand außer ihr.

Sophie Hunger: „Train People“ (live at La Cigale, Paris)
Quelle: youtube
Sophie Hunger: „Train People“ (live für ZEIT online)
Quelle: ZEIT online

Eclipse Clip

sonnenfinsternis 040111-2Foto: Stefan Franzen

Am 4.1.2011 konnte man reinschauen, es war milchig-bewölkt. Bitte heute nicht nachmachen! Meine psychedelische Begleitmusik zur SoFi kommt vom großartigen Arrangeur Charles Stepney, der sie für eines der großen Soul-Orchester der 1970er geschrieben hat.

Rotary Connection: „I Am The Black Gold Of The Sun“
Quelle: vimeo

…und so war’s heute gegen 10h30. Brille auf die Linse gepresst und erstaunlich gutes Ergebnis.
sofi 200315

Foto: Stefan Franzen

Licht und Zerfall

harald haugaard - abne ojne

Harald Haugaard:
Lys Og Forfald
(Westpark/Indigo)

Ich liebe dänische Schriftzeichen. Aber nicht nur deshalb soll das Album hier vorgestellt werden. Harald Haugaard ist der künstlerische Leiter des großartigen Festivals FolkBaltica und hat nebenbei noch Zeit gefunden, in seiner Eigenschaft als famoser Violinist Lys Og Forfald einzuspielen – ein Meilenstein des zeitgenössischen skandinavischen Folks. Haugaard und seine Band sind Meister darin, sich von der Tradition der Heimat inspirieren zu lassen und feine Akustiktexturen mit Cello, Flöte, Mandoline, Gitarren, Flügel und der hellen Stimme von Helene Blum zu schaffen. Dabei hat Haugaard einen so klaren Ton auf seinem Instrument, wie man ihn eigentlich nur von klassischen Geigern kennt. Beglückender, fließender Nordic Folk, dem nur noch ein Gastauftritt der Fraunhofer Saitenmusik das glitzernde Krönchen aufsetzt. Diese feine Musik lässt sich übrigens auch mitten im Schwarzwald erleben, am 21.3. auf dem Klausenbauernhof in Wolfach.

Harald Haugaard: „Åbne Øjne“
Quelle: youtube

Sept pour Juliette

An diesem Samstag (14.3.) wird sie ihre Tournee in Neuves-Maisons bei Nancy starten. Es wird ihre letzte sein, Juliette Gréco hat mit 88 Jahren ihren Rückzug von der Bühne bekannt gegeben. greenbeltofsound schaut mit sieben eher raren Chansons zurück auf eine 65-jährige Karriere.

 

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Minimalistisches Mali

africa express - in c maliAfrica Express presents
In C Mali
(Transgressive Records/Alive)

Normalerweise bin ich überhaupt kein Fan von den Dingen, die Damon Albarn in Westafrika treibt. Jetzt hat aber der von ihm mitinitiierte Tross namens Africa Express eine grandiose Platte veröffentlicht. Auf afrikanischen Instrumenten wird 50 Jahre nach ihrem Entstehen Terry Rileys Komposition In C nachmusiziert, unter die malischen Musiker hat sich auch Brian Eno gemischt. Von der Wesensverwandtschaft zwischen Minimal Music und afrikanischen Patterns profitierend bekommt der Klassiker eine organisch-erdige Glasur. Es macht einen Riesenspaß mitzuverfolgen, wie die Originalinstrumentation auf den Klangkosmos Malis übertragen wurde. Und man kann sich das in einer Liveversion aus der Tate Modern hier auch komplett anschauen.

Obertoeniger Orient

tuerkan garciafons - silk moonDerya Türkan & Renaud García-Fons
Silk Moon
(e-motive/Galileo)

Als Virtuose auf dem fünfsaitigen Kontrabass hat Renaud Garcia-Fons in der mediterranen Musik und im Jazz eine einzigartige Klangsprache entwickelt. Mit dem türkischen Streichlautenspieler Derya Türkan hat er sich nun zu einem besonders beglückenden Duo zusammengeschlossen. In vierzehn Klangtableaus ergänzen und umgarnen sich die beiden in grandiosen Konstellationen. Einmal liefert der Bass einen springenden Rhythmus, über dem die Istanbul-Kemence einen zart-rauchigen, obertonreichen Flug vollführt, wie in „A Girl From Istanbul“. Garcia-Fons wagt sich auch in Frequenzbereiche vor, die eher seinem Partner vorbehalten sind, etwa in „Kaman Tché“ – das macht die Interaktion umso reizvoller, die in der gegenseitigen Verzahnung in „Dokuz Sekiz“ auf die Spitze getrieben wird. Ganz intensiv wirkt die orientalische Tongebung im „Prayer Song“, in dem sich der Bass mit glühender, spiritueller Stimme erhebt. Ein wenig Alte Musik-Flair blitzt in der „Bosphorus Nostalgia“ auf, wenn sich Gast Claire Antonini an der barocken Theorbe hinzugesellt. Eine leidenschaftliche, imaginäre Folklore zwischen Nahem Osten, Bosporus und Mittelmeer.

Quelle: youtube

Beam Him Up, Scotty

Er hat sicherlich nicht eine so funky Stimme gehabt wie seine Kollegin Nichelle Nichols alias Lieutenant Uhura. Aber die 5 LPs, die er zwischen 1967 und 1970 für Dot Records eingespielt hat, sind es schon wert, dass man mal die Ohren spitzt (sorry for that pun…). In diesem Sinne verabschiede ich mich von Mr. Spock mit einem Stück Hoffnung aus seinem vierten, geradezu folkig-romantischen Werk The Touch Of Leonard Nimoy.

R.I.P. – oder besser: Live Long and Prosper.

Leonard Nimoy: Piece Of Hope“
Quelle: youtube