Ein Blick aus ghanaischer Perspektive auf die Globalisierung – das ist das zentrale Thema von „Contradict“, einem Film der Schweizer Regisseure Peter Guyer und Thomas Burkhalter, letzterer auch bekannt als Gründer der Musikplattform Norient. Wie sieht man den Wertewandel unserer Zeit vom afrikanischen Kontinent aus? Wie will man ihm entgegentreten, widersprechen? Und können neue Visionen für die Zukunft neue globale Realitäten werden? Mit diesen Fragen setzt sich „Contradict“ auseinander. Die Rahmenhandlung besteht aus einer provokant-ironischen Spendenaktion für Amerika, die von den beiden Musikern M3nsa und Wanlov The Kubulor (die FOKN Bois) durchgeführt wird.
Weitere Musiker der aktuellen ghanaischen Szene, die mit Interviews und eigens für den Film erstellten Videoclips und Songs zu Wort kommen, sind Adomaa, Worlasi, Akan, Mutombo Da Poet und Poetra Asantewa. Sie alle erheben ihre Stimme im postkolonialen Kampf, für die Gleichstellung der Frauen und gegen die Umweltverschmutzung ihrer Heimat. Ihr Mittel ist dabei eine Klangkunst, die sich auf die rapiden Verbreitungsmöglichkeiten der digitalen Welt stützen kann. „Contradict“, auf den Solothurner Filmtagen gerade begeistert aufgenommen, läuft ab jetzt in den Programmkinos von Zürich, Basel, Bern und Luzern. Wir wünschen uns bald auch Termine in Deutschland.
Zwei Giganten der afrikanischen Musik, einer bereits nicht mehr unter uns, veröffentlichen am 20.3. ihr einziges gemeinsames Album. „Rejoice“ ist eine Erinnerung an eine einzigartige Freundschaft und künstlerische Partnerschaft zwischen dem 2018 verstorbenen Hugh Masekela und Tony Allen.
Der südafrikanische Trompeter und der nigerianische Drummer kannten sich seit den 1970ern und strebten über Jahrzehnte an, zusammen eine Platte aufzunehmen. Geklappt hat es erst 2010, als sich in London ihre Tournee-Wege kreuzten. World Circuit-Pultarchitekt Nick Gold profitierte von der Gunst der Stunde und fing intime Sessions ein, in denen Masekela auch als Sänger zu hören ist und zu denen er die junge Generation der britischen Jazz-Kapitale hinzuzog (etwa Tom Herbert oder Joe Armon-Jones). Allerdings blieben die Aufnahmen unvollendet, posthum hat Gold sie jetzt fertiggestellt, mit Allen, der das Ergebnis launig als „a kind of South African-Nigerian swing-jazz stew“ charakterisiert.
Tony Allen wird die Sessions mit seinem verstorbenen Freund auch zum Thema einiger seiner Europa-Shows machen, unter anderem im Berliner Club SO36 am 8.5.
Hugh Masekela & Tony Allen: „We’ve Landed“
Quelle: youtube
aktueller Konzerthinweis: Das Naghash Ensemble tritt am 23.1. im Freiburger E-Werk auf!
Welche Kultur kann von sich behaupten, sie wüsste, wie ihre Musik vor 1500 Jahren klang? Als eines der ganz wenigen Länder ist Armenien in dieser glücklichen Lage. Sowohl in den sakralen als auch weltlichen Aspekten gehören die Klangschätze der Kaukasusrepublik zu den faszinierendsten der Welt. Den Namen des 1947 gestorbenen spirituellen Lehrers Georges Gurdjieff zum Beispiel hat jeder schon einmal gehört – er hat seine per Gehör verinnerlichten Melodien aus der Volksmusik vom russischen Pianisten Thomas de Hartmann transkribieren lassen, und in dieser Form erklingen sie bis heute in den Konzertsälen. Die Beschäftigung mit Musik aus dem kleinen Land am Rande Europas ist auch immer eine Zeitreise: Armenien erhob bereits 301 als erstes Land das Christentum zur Staatreligion, verfügt über eineinhalb Jahrtausende ungebrochene liturgische Musiktradition, vom Liturgiebegründer Mesrop Mashtots bis zu den Vertretern des 20. Jahrhunderts, allen voran dem Mönch Komitas Vardapet. Dem Bann der Klänge Armeniens erlagen weltweit klassische Musiker genauso wie Künstler, die eher im Jazz beheimatet sind. Starpianist Keith Jarrett wagte sich 1980 an die Einspielung sakraler Hymnen fürs Label ECM, auf dem sich etwa auch Bratschistin Kim Kashkashian und das Hilliard Ensemble mit weiteren Facetten armenischer Tonkunst befassten. Und das enfant terrible unserer Tage, der Pianist Tigran Hamasyan, wandte sich nach ungestümen Jazz-Experimenten den introspektiven Klängen seiner Heimat zu. Er urteilt: „Das ist Musik, die nicht von menschlichen Händen geschrieben wurde.“
Auch für den armenisch-amerikanischen Komponisten, Dirigenten und Pianisten John Hodian ist die Beschäftigung mit armenischen Klängen eine Lebensaufgabe. „Für mich hat die armenische Kultur immer eine etwas unheimliche Melancholie, die zugleich wunderschön ist, bedingt durch die tragische Historie“, sagte er einmal im Interview. In den vergangenen Jahren ist er in Deutschland schon durch sein Epiphany Project bekannt geworden: Mit der Sängerin Bet Williams bettete er da armenische Wurzeln in eine jazzig-folkige Umgebung ein, die auch unverkennbare amerikanische Elemente in sich trägt. Hodian ist an der US-Ostküste aufgewachsen, eine intensive Bindung zum Land seiner Vorfahren hat er erst in einer späteren Etappe seines Lebens aufgebaut. „In Amerika sagt man schon, wenn etwas 200 Jahre alt ist: ‚Mein Gott, was für ein Erbe!’ In Armenien sind Traditionen, die bis in vorchristliche Zeit zurückreichen, im Bewusstsein der Leute verankert.“ Genau aus dieser Dualität bezieht seine Musik ihre Spannung, auch die der neuen Unternehmung.
Hierfür verbindet Hodian geistliche Musik mit Texten des dichtenden Priesters Mrktich Naghash aus dem 15. Jahrhunderts. Der erste Impuls hierfür kam von einem Vokalquintett, das er in einem Tempel bei Jerewan geistliche Musik des Mittelalters singen hörte. Als er sich in Naghashs Texte versenkte, verknüpften sich in seiner Vorstellungskraft die Worte mit Musik aus jener Epoche. Es war der „kreative Blitz“, der für Hodian für jede erfolgreiche künstlerische Arbeit notwendig ist, wie er versichert. Fest stand für ihn auch gleich: Er wollte die beiden Jahrhunderte alten Inspirationsquellen für eine Neuschöpfung nutzen, denn an reiner Wiedergabe traditioneller Quellen war er noch nie interessiert. Hodian folgte dabei weitestgehend seiner Eingebung: 2010 stellt er ein Ensemble zusammen, in dem er den klagenden Ton der Schalmei Duduk, Armeniens Nationalinstrument, die Knickhalslaute Oud und die Dhol-Trommel mit seinem Klavierpart und einem Streichquartett textiert. Die Sphäre des Volksmusikalischen dockt so an der abendländischen Klassik an.
Über den Instrumenten agiert ein dreiköpfiges weibliches Gesangsensemble mit zwei Sopranen und einem Alt. Seine Chorsätze für die drei Frauenstimmen sind mal archaisch getönt, mal legen sie eine fast popkulturelle, eingängige Leichtigkeit an den Tag. Die dunkelmütige Schwere, die in Armeniens Klängen oftmals lauert, ist tatsächlich weitestgehend abwesend. Das Ergebnis ist eine einzigartige Musik, die auch ohne das Verständnis der philosophischen Texte von Naghash für uns Zeitgenossen zugänglich ist. Und die trotzdem eine seelenvolle, beglückende Tiefe besitzt – denn sie schöpft aus einer der ältesten Klangtraditionen der Erde.
Während der letzten zwei Jahrzehnte war die Plattform Norient eine der führenden journalistischen Internet-Angebote rund um die globale Musik und viele Nachbardisziplinen. Nun ist ein neuer Norient Space mit dem Namen „The Now In Sound“ am Entstehen, „eine virtuelle, transdisziplinäre Galerie und Community-Plattform zwischen Kunst, Journalismus und Wissenschaft“. Dafür hat Norient eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen, die bis zum 31.01. 999 Gründungsmitglieder werben will.
„Wir wollen unsere über viele Jahre gewachsene Community von über 700 Denker*innen und Künstler*innen aus 50 Ländern enger zusammenführen, Aufträge generieren, faire Honorare zahlen und ihre Ideen für die Zukunft einer breiten Öffentlichkeit vorstellen“, heißt es zur Begründung der Transformation in der Presseerklärung. Ziel soll es sein, „politischer, tiefgründiger, verspieltet und experimenteller“ als bisher jenseits von Eurozentrismus, Exotismus und Diskriminierung über die aktuelle Musik des Planeten zu berichten. greenbeltofsound unterstützt diese Idee, denn in Zeiten eines zunehmend oberflächlichen Kulturjournalismus in Print und Radio braucht es gerade im Netz Konzepte für die Klangnischen und globalen Farben dieser Welt!
Mehr Infos zum Start von „The Now In Sound“ und zu den Möglichkeiten der Unterstützung gibt es hier: https://norient-beta.com/
Das Penguin Café ist kein konkreter Ort, es ist ein künstlerisches Idyll. Hier ist alles möglich. Von diesem Ort der Spontaneität, des Zufalls, des Irrationalen hatte der Gitarrist Simon Jeffes 1972 nach einer überstandenen Fischvergiftung geträumt. Und er wollte ihm hörbare Formen geben. Das gelang ihm mit dem Zusammenschluss eines lockeren Ensembles von etwa zehn Freunden, die auf Gitarre, Cello, Violine, Ukulele, Piano, Klarinette, Oboe, Posaune eine einzigartige Klangwelt zwischen Klassik und Popularmusik schufen. Gegen alle Trends und Stiletikette veröffentlichten die Musiker auf einem Label ihres Förderers Brian Eno präzise getimte Kammermusik, die so eingängig war wie Pop, so loop-verliebt wie Minimal Music und die immer ein Fünkchen britischen Humors in sich trug.
Einmal entwickelte Jeffes ein reizendes kleines Stückchen um ein Telefon-Besetztzeichen herum, ein anderes Mal schrieb er ein Stück für ein Harmonium, dass er in Japan auf der Straße gefunden hatte. Die Inspirationen waren grenzenlos, vom Barock bis zur afrikanischen Trommelwelt, immer organisch, nie elektronisch. Trotzdem – auch das gehört zu den Kuriositäten des Penguin Café Orchestras – hatten sie ihren ersten Live-Auftritt im Vorprogramm von Kraftwerk. Ihre Musik schaffte es in Werbespots der Eurotunnel-Company und von Coop, wurde von DJ Avicii gesampelt.
Als Simon Jeffes 1997 an einem Gehirntumor starb, versuchten die Bandmitglieder es allein, aber schließlich wurde das Café der Pinguine dicht gemacht – bis sich sein Sohn, der Pianist Arthur Jeffes unter dem verkürzten Namen „Penguin Café“ entschloss, die Historie mit neuen Musikern weiterzuschreiben. Seit 2009 hat das imaginäre Café also wieder seine Pforten geöffnet und mittlerweile vier Platten veröffentlicht. Der instrumentalen Kammerpop-Philosophie treu geblieben ist auch die neue Besetzung, die sich aus klassisch ausgebildeten Musikern genauso zusammensetzt wie aus temporären Mitgliedern der Bands Suede und Gorillaz.
Das aktuelle, vierte Werk Handfuls Of Night (Erased Tapes/Indigo) ist das bislang sphärischste und Piano-zentrierteste, und mit ihm betreten Arthur Jeffes‘ und seine Mitstreiter die Antarktis. Was läge näher, mit dem Pinguin als „Wappentier“ des Ensembles? Das dachten sich auch Greenpeace, als sie auf der Suche nach passender Musik im Rahmen einer Fundraising-Kampagne für bedrohte Pinguinarten auf Jeffes zukamen und ihn baten, musikalische Charakterbilder der Seevögel zu gestalten. Es gibt aber noch einen anderen, familiäreren Zusammenhang für Jeffes polare Affinität: Seine Urgroßmutter war in erster Ehe mit dem Forscher Robert Falcon Scott verheiratet, der 1912 nach dem Wettlauf mit dem Norweger Roald Amundsen auf dem Rückweg vom Südpol starb.
Jeffes’ antarktische Soundscapes sind die ideale Background-Musik für eine Welt ohne Winter, in der man die Sehnsucht nach Kälte im heimischen Wohnzimmer auslebt: Seine Widmungen an die Zügel- und Kaiserpinguine sind zart gewebt und haben doch cineastische Breitwandzüge mit warmem Streichergeflecht. Grazil und funkelnd malt er den Tauchgang der Adélie-Pinguine, melancholisch die beschwerliche Wanderung der Tiere durch Fels und Eis. Zu Tastenspiel und Geigen treten sehr dezent Harmonium und Ukulelen-Töne, ruhig, manchmal kaum wahrnehmbar schreiten die Rhythmen unter den melodieverliebten Stücken, ein jazziger Bass tritt da schon fast überraschend hervor. Eingerahmt wird die Suite von zwei Widmungen an das unwirkliche Licht der Mitternachtssonne. Und inmitten all der antarktischen Klangtableaus knüpft Arthur Jeffes auch an die Ära seines Vaters Simon an: Plötzlich ertönt der recycelte Loop jenes Besetztzeichens, das das Penguin Café Orchestra einst so berühmt gemacht hat.
„Was bei uns in so kurzer Zeit passiert ist, ist kaum vergleichbar mit einer anderen Band in letzter Zeit“, sagt Bassist Lukas Kranzelbinder. „Und das meine ich jetzt nicht selbstlobend, sondern einfach euphorisch, begeistert darüber, wie das alles explodiert ist.“ „Bei uns“, das heißt beim Septett Shake Stew, in dem sich mit hochsolistischem Bläsersatz sowie doppelt besetztem Schlagzeug und Bass eine neue Jazzdimension öffnet. Eine, die arabische Farben und afrikanisches Flair einbezieht, die Filigranes mit Funk und Free verknüpft. Regelmäßig rastet das Publikum bei Shake Stew-Shows aus, bekundet seine Sympathie mit „Schreien von ganz innen“, wie Kranzelbinder erzählt, mit Komplimenten wie „eure Musik kann die Toten erwecken“.
Was ist das Geheimnis dieses jungen Haufens exzellenter Musiker, in denen Persönlichkeiten von der Steiermark bis Hamburg aufeinanderclashen? Zunächst ist es die harte Arbeit am Arrangement. Nachdem Kranzelbinder die Stücke geschrieben hat, arbeiten die Bandmitglieder von der vierköpfigen Rhythm Section ausgehend detailliert an den Grooves und Patterns. „Ich gebe zunächst ganz klar alles vor, und ich bin auch der Leader, aber was dann musikalisch passiert, ist das Ergebnis eines Kollektivs“, sagt der 31-jährige Klagenfurter. Dieses Ergebnis ist derzeit nicht nur auf der Bühne zu belauschen, sondern auch auf dem Magnum Opus der Band, „Gris Gris“, ihr drittes Werk, das während eines intensiven zweitägigen Studio-Flows in eine Doppel-CD ausgeufert ist.
„Klar, ich mag schon die frühe Phase von Dr. John und sein Debütalbum ‚Gris Gris‘“, preist Kranzelbinder die im letzten Sommer verstorbenen New Orleans-Ikone. „Aber wir beziehen uns auch auf den Begriff, der viel älter ist: Er bezeichnet in etlichen Kulturen ja ein Objekt, einen Fetisch, der Energie verleiht, ganz wie in unserer Musik.“ In den mitunter 15 Minuten und mehr dauernden neuen Stücken offenbaren sich tatsächlich spiralförmige Steigerungen, die zuweilen in Ekstase münden können. Da entlädt sich in „I Can Feel The Heat Closing In“ eine hitzige Jagd zwischen Swing und Free zu epischen Trompeten- und Saxophonsoli. New Orleans und zugleich der Miles der Cool-Ära lugen in „No More Silence“ durch die Blechtextur.
Mit geheimnisvollem Mäandern und anschließender Sax-Ekstase wird in „You Let Go You Fly“ den Rhythmen der marokkanischen Gnawa-Bruderschaften gehuldigt. „Für mich ist die Musik der Gnawa wahnsinnig magisch“, sagt Kranzelbinder. „Seit ich begonnen habe, die archaische Gnawa-Laute Gimbiri zu spielen, hat das auch meinen Zugang zum Bass verändert. Und ich kann mich sehr gut mit dem Trance-Aspekt identifizieren: Da werden ja die Geister angerufen, und ich bin der Überzeugung, dass Musik dazu da ist, die Menschen zu erhöhen, sie ‚raufzubringen‘.“ „Raufgebracht“ werden die Hörer auch mit einem epischen Stück wie „Grilling Crickets“, das er bei großer Hitze als Spannungsbogen zwischen Sahel-Blues und der Saitensprache eines Bill Frisell komponierte und das schließlich in Disco-Flair mündet. Für die Bühne dürfte das jede Menge Zündstoff geben. Wie fasst Kranzelbinder das Erlebnis einer Shake Stew-Show zusammen? „Unglaubliche Konzentration und Fokus, gepaart mit körperlicher Energie am Limit.“
Radiotipp: am 14.1. sendet SRF 2 Kultur in der Sendung „Jazz & World aktuell“ meinen Beitrag mit dem Interview mit Lukas Kranzelbinder ab 20h, hier im Live-Stream
Ihr „Spirit Of The Radio“ war 1980 sicher mein erster Kontakt mit kanadischer Rockmusik. Später haben mich Rush durch die ganzen Achtziger begleitet. Einer von den dreien ist jetzt nicht mehr hier. Die Rockwelt trauert um einen der Größten seines Fachs, und ich möchte mit der grandiosen Hymne „Mission“ von ihm Abschied nehmen, zu der er – als einer der wenigen textenden Schlagzeuger der Rockgeschichte – auch die Worte geschrieben hat. Rest In Power, Neil Peart!
Mit dem beginnenden Jahr 2020 eröffne ich eine neue Rubrik: !green belt ON AIR!
Hier weise ich auf meine Radiobeiträge hin, was ich bisher im Rahmen des Blogs nur unregelmäßig getan habe.
Los geht es mit der Klarinettistin Rebecca Trescher, die zu den interessantesten Persönlichkeiten der jungen deutschen Jazz-Szene zählt.
Mit ihrem Large Ensemble setzt die Nürnbergerin die Tradition eines Gil Evans fort, für eine große Gruppe im Bigband-untypischen Sound zu arrangieren, und hält sich mit ihren großen Klanglandschaften im Spannungsfeld von Klassik, Neuer Musik und Jazz auf. Zu ihren Inspirationsquellen gehören neben Evans Ravel, Messiaen und Strawinsky genauso wie Brad Mehldau oder Steve Reich.
Über ihr neues Album Where We Go habe ich mit Rebecca gesprochen, die sich gerade für ein Stipendium in Paris aufhält.
Meinen Beitrag könnt ihr hier in der Sendung Jazz & World aktuell am Di, 7.1. ab 20h auf SRF 2 Kultur im Live-Stream hören, wiederholt wird die Sendung am 10.1. um 21h. In der Schweiz ist er auch noch nachträglich abrufbar.
Jahreswechsel sind auch die Zeit für ein bisschen Nostalgie, zumal wenn eine neue Ziffer vorne steht.
Den Eintritt in die Zwanziger nutze ich, um 40 Jahre zurück, in das Adieu an die Siebziger zu blenden.
Am 28.12.1979 strahlte die BBC das „Christmas Special“ von Kate Bush aus, eine 45-minütige Show mit Songs aus ihren ersten beiden Alben, aber mit „Violin“, „Egypt“, „The Wedding List“ und der B-Seiten-Rarität „Ran Tan Waltz“ auch schon ein Vorgeschmack auf das dritte Werk Never For Ever, das im September 1980 erscheinen wird. Es markiert den Übergang von ihrer kräftezehrenden „Tour Of Life“ hin zu neuen kreativen Höhenflügen, die unter anderem im Antikriegs-Song „Breathing“ kulminieren werden.
Auch heute sind das noch zeitlos grandiose Aufnahmen, die ihren Bruder Paddy featuren sowie einen Gastauftritt von Peter Gabriel, mit dem sie im tieftraurigen „Another Day“ duettiert, und als Intermezzo gibt es eine unerwartete Erik Satie-Adaption. Das Finale hat es besonders in sich: eine lederjackenschwangere Ausgabe von „Don’t Push Your Foot On The Heartbrake“, einer der rockigsten Songs von Kate bis heute. Danke an zararity für die berichtigte Synchro dieses BBC-Highlights.