am Donnerstag, den 3.9. strahlt Deutschlandfunk Kultur von 21h05-22h mein Porträt des österreichischen Bassisten Lukas Kranzelbinder aus.
Er ist das Enfant terrible der österreichischen Jazzszene: Lukas Kranzelbinder trägt seinen Bass in Gefilde von Surfmusik über Gnawa-Grooves bis in den Free Jazz, geht mit dem Tieftöner auf Opernbühne und Alpengipfel, lässt sich von einem kongolesischen Poeten genauso inspirieren wie von Grillengezirpe. Sein Motto: „Alles ist erlaubt“.
Gerade mal 32, aber schon ein gestandener „Hans Dampf in allen Gassen“: Für Kranzelbinder ist keine stilistische Grenze existent. Mit Trompeter Mario Roms „Interzone“ öffnete er den – gerne auch freien – Jazz in Richtung Balkan, Bossa, Disco und Schlager. Surf- und Latin-Sound erkundet er mit Expressway Sketches auf originelles „Knackbass“-Potenzial und beim SWR New Jazz Meeting stellte er für das Projekt „On Boit Lumumba“, eine Band um den kongolesischen Poeten Fiston Mwanza Mujila zusammen.
Im Fokus seines aktuellen Werks steht jedoch das österreichisch-deutsche Septett Shake Stew, in dem sich mit hochsolistischem Bläsersatz sowie doppelt besetztem Schlagzeug und Bass eine neue Jazzdimension öffnet. Diese bezieht arabische Farben und afrikanisches Flair mit ein, verknüpft Filigranes mit Funk und Free. Regelmäßig rastet das Publikum bei Shake Stew-Shows aus, bekundet seine Sympathie mit „Schreien von ganz innen“, oder mit Komplimenten wie „eure Musik kann die Toten wecken“.
Shake Stew: Grilling Cricket In a Straw Hut, pt.1″
Quelle: youtube
Die Sendung ist auf der Deutschlandfunk-Seite im Live-Stream zu verfolgen und kann nach der Ausstrahlung 7 Tage online nachgehört werden.
Live-Tipp für Hörer aus der Region Freiburg:
Shake Stew werden am 25.9. beim Jazzfestival Freiburg zwei Sets (19h und 21h) spielen:
Das Festival „Ins Weite“ zog für zwei wunderbare Konzerte an den kühlen Waldsee.
Foto: Alexandra Heneka
Die Basler Sängerin, Komponistin und Pianistin Yumi Ito, deren Album Stardust Crystals dieser Tage erscheint, gastierte mit ihrem Trio (Kuba Dworak, Bass und Íago Fernández, Drums) und spielte ein Set voller kristalliner Zwischentöne und fein gemalter Improvisationen.
Foto: Alexandra Heneka
Yumi sang von einem Mammutbaum in San Francisco, von der mächtigen Natur in Island, widmete dem schwülen Abend ein Jazz-Haiku und ließ das Publikum in eine brasilianisch inspirierte Zugabe einstimmen.
Foto: Alexandra Heneka
Drei Tage später besuchte uns die Äthiopierin Feven Yoseph mit ihrem Berliner Quintett um den Trompeter Marcus Rust.
Foto: Mayada Wadnomiry
Feven brachte jede Menge Soul auf Amharisch mit, immer wieder aber schimmerten die Roots ihrer Heimat durch und auch eine Widmung an den Grandseigneur des Ethio-Jazz Mulatu Astatke ließ sie sich nicht nehmen.
Foto: Stefan Franzen
Danke an unser Publikum, dass diese beiden Konzerte unter erschwerten Bedingungen zu einem so familiären Erlebnis gemacht hat.
Respekt vor den musikalischen Traditionen des Maghreb und Leidenschaft für die Sounds der Moderne, vor allem für die Power des Rock, finden bei Bab L´Bluz zu einer stimulierenden Melange. Im Rahmen des Freiburger Open-Air-Sommerfestivals „Ins Weite“ gastierte das franko-marokkanische Quartett bei angenehmen Abendtemperaturen im gutbesuchten Mensagarten, machte mit seinem Debüt-Album Nayda! vertraut. Nayda steht seit der Jahrtausendwende für eine musikalische Jugendbewegung in Marokko, die sich für Freiheit, auch die Rechte diverser Minderheiten, engagiert. Das Wort bedeutet ebenso „Party“, aber auch intellektuelles Erwachen, eine aufrechte Haltung.
Frontfrau Yousra Mansour von der marokkanischen Atlantikküste gefällt nicht nur mit agilem, wandlungsfähigen und hochemotionalen Gesang, sondern auch mit ihrem Spiel auf der dreisaitigen Laute Awisha. Gemeinsam mit Brice Bottin aus Lyon an der (ebenfalls dreisaitigen), ursprünglich schwarzafrikanischen Basslaute Guembri sowie Drummer Hafid Zouaoui und dem Flötisten/Perkussionisten Jérome Bartolomé begeisterte die Band mit ihrem Wüsten-Rock, zusammengesetzt unter anderem aus Elementen verschiedener marokkanischer Provinzen. Eine vitale Mixtur aus der rituellen, tranceorientierten Musik der Gnawa (Nachfahren schwarzafrikanischer Sklaven aus dem Westen des Kontinents), aus Musik der Berber und Poesie der Hassania (Mauretanien) – und eben Strukturen eines westlichen, auch psychedelischen Rock.
Foto: Alexandra Heneka
Wehmütige, nachdenkliche Weisen erhalten Raum, aber auch extrovertiertes Party-Feeling. Yousra Mansour und Brice Bottin haben ihre Saiteninstrumente elektrifiziert, geben dem Gruppen-Sound dadurch zusätzliche Masse und voluminöse Grooves. Die Band entwickelt auch immer wieder mal unaufgeregte, geduldig formulierte Improvisationen. Hier weckt das Flötenspiel eines Jêrome Bartolomé besondere Aufmerksamkeit. Gekonnt auch, wie diese vier Talente die melodisch-rhythmischen Feinheiten Nordafrikas mit einem kompakten Rock-Gestus verzahnen. Ein permanenter Genuss dann auch die komplexe, energiegeladene Arbeit, das souveräne Timing eines Hafid Zouaoui am Drum-Set. Bab L´Bluz (= Tor zum Blues) gehören mit ihrem Gig ganz sicher zu den musikalischen Glanzlichtern des „Ins Weite“-Festivals.
Awa Ly und Brahim Wone eröffneten im Mensagarten Freiburg das Musikprogramm des Festivals „Ins Weite“ mit einer bewegenden, intimen und sehr warmherzigen musikalischen Zwiesprache. Sie spielten zum ersten Mal seit März wieder vor Publikum. Ich werde nie vergessen, wie Awa am Ende zu „Summertime“ durch den nächtlichen Garten tanzte. Ein Geschenk an Freiburg.
Foto: Stefan Franzen
Danke an alle, die mitgeholfen haben, dass dieses Konzert so wunderbar werden konnte, und ein großes Dankeschön auch ans Publikum, das fast andächtig zugelauscht hat. Et bien sûr: Merci mille fois à Awa et Brahim pour ce chaleureux cadeau que vous avez fait à notre ville!
Als sie vor drei Jahren ihr Album Mogoya veröffentlichte, war das ihr konsequentester Schritt in Richtung Popkultur und Elektronik. Nun ist Oumou Sangaré, Afrikas größte lebende Sängerin neben Angélique Kidjo, zurück auf den Akustikpfad geschwenkt. Aus dem New Yorker Lockdown heraus sprach sie mit mir über Wurzeln, ihre Funktion als Kulturhüterin und ihren Beitrag zum versöhnten Mali.
„Mir geht es gut, ich bin hier bei meiner Community“, beschwichtigt sie auf die obligatorische Corona-Frage nach der Gesundheit. Ein Zuckerschlecken ist es sicher nicht, auf der anderen Seite des Atlantiks festzusitzen, ausgerechnet im Corona-Hotspot NY, während in der Heimat kaum Pandemie-Tote zu beklagen sind. Dortige Ortszeit: Mittag. Oumou Sangaré nimmt gerade in einem Restaurant ihren Lunch ein, muss während unseres Gesprächs immer wieder lachend die Kellner abwimmeln, die ihr mehr auftischen wollen. „Hier in Amerika nimmt man unglaublich schnell zu“, gesteht sie, „ich aber pflege eigentlich wenig zu essen.“ Die „Diät“ gilt für die 52-jährige dieser Tage nicht nur auf kulinarischem, sondern auch auf musikalischem Gebiet. Sie veröffentlicht gerade das Album Acoustic (No Format/Indigo), auf dem sie die Songs von Mogoya in einer stripped down-Fassung neu eingespielt hat. Will heißen: mit der Stegharfe Kamalengoni, Perkussion, Akustikgitarre und Gesang, ab und an garniert durch minimalistische Keyboards. Die Tracks gleichen sehr ihrer Frühphase, als sie vor mehr als 30 Jahren international zum ersten Mal in Erscheinung trat.
„Das stimmt, mit ‚Acoustic‘ erinnere ich auch ein bisschen an mein erstes Album Moussoulou. Diese kleine Besetzung hat mir gefehlt. Auf der anderen Seite kamen auch etliche Leute zu mir und sagten: ‚Oumou, man hört ja deine Stimme gar nicht bei diesen großen Bands!‘ Es war also eine Mischung aus Nachfrage und eigenem Bedürfnis, zu diesen traditionellen Instrumenten zurückzukehren.“ Aber die Keyboards? „Na, die sind ja auch traditionell, aber eben aus der europäischen Tradition“, kontert sie überraschend – und hat eine grandiose Metapher parat: „Sie verschönern alles, es ist, als ob ich hinter mir den Wind im Wald höre, wenn ich singe.“
Zwischen Mogoya und dem kammermusikalischen Acoustic lag ein Remixed-Album, auf dem sich Electronica- und HipHop-Granden von Sampha bis St. Germain an den Ursprungstracks ausgetobt haben. Zudem spannte kürzlich Beyoncé ein Sample aus Sangarés altem Stück „Diabari Nene“ für ihr „Mood 4 Eva“ ein. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, Oumou Sangaré habe ein wenig kalte Füße bekommen, so ausgiebig in die Popwelt hineingezogen zu werden. Sie reagiert diplomatisch. „Ich bin die Botschafterin einer Kultur und muss aufpassen. Ich kann mich der Welt nicht verschließen, denn ich bin ja viel auf Reisen, aber dabei muss ich immer meine Identität bewahren. Und die liegt eben im typischen Wassoulou-Sound mit der Kamalengoni und den charakteristischen Rhythmen. Wir können natürlich einige Elemente rausnehmen, um diese Musik für den Westen ‚lesbar‘ zu machen. Wenn ich nach Deutschland komme, dann esse ich ja auch mal gerne eine Wurstplatte, um den Einheimischen zu zeigen, dass ich ihre Kultur schätze und verstehe! Dass Beyoncé meine alte Liebeshymne verwendet hat, zeigt doch, dass sie nicht gealtert ist und auch über Mali hinaus funktioniert. Sagen wir es so: Ich bin die Hüterin eines Erbes, das von der ganzen Welt begehrt wird.“
Hat sich die Wassoulou-Kultur während der 30 Jahre ihrer Karriere verändert? Oumou Sangaré zögert keine Sekunde und versichert, dass musikalisch die Eckpfeiler aus dieser südlichsten, tropischen Region Malis nach wie vor unverrückt dastehen. Veränderungen seien eher gesellschaftlicher Art, und dazu hat sie ganz entscheidend mit ihrem unerschütterlichen Kampf gegen Polygamie, Zwangsheirat und Beschneidung beigetragen. „Von einer durchgreifenden Änderung können wir aber noch nicht sprechen“, wägt sie ab. „Um die Position der Frau in der Wassoulou-Region, in Mali und in ganz Afrika zu stärken, da muss sich noch viel bei der Mentalität tun.“ Sie selbst ist ein großes Rollenmodell für junge Malierinnen, denn ihr Erfolg beschränkt sich ja nicht auf die Musik. Oumou Sangaré, die sich einst als Kind und Jugendliche in den Straßen von Bamako singend durchschlagen musste, um sich und ihre alleinerziehende Mutter zu finanzieren, ist heute Geschäftsfrau, betreibt in Bamako ihr eigenes Hotel, im Wassoulou-Ort Yanfolila ein Touristen-Ressort mit Nachtclub – und mit einer Automarke namens „Oum Sang“ will sie die Abhängigkeit von den französischen Gebrauchtwagen brechen. Man sollte aber nicht verschweigen, dass sie dabei mit den Chinesen kooperiert.
Um den Beweis ihrer Popularität zu checken, genügen ein paar Youtube-Videos: Fährt sie nach Bamako, um ihr Hotel zu besuchen, gleicht das dem Einzug einer Königin mit viel Bohei, Autokolonnen, Fetischpriester, Musik und Tanz. Und auch bei der malischen Ex-Pat-Gemeinde von Paris steht sie hoch im Kurs: Ohne Oumou Sangarés Vorbildfunktion hätte es keine Inna Modja oder Aya Nakamura gegeben – letztere mit ihrem Afro-R&B die erfolgreichste malische Sängerin aller Zeiten weltweit. Ihrer Mutterfigur Oumou hat sie ein ganzes Lied zugeeignet, und im dazugehörigen Video übergibt die ihrer Nachfolgerin symbolisch ihre Krone. „Auf diese jungen Frauen bin ich stolz“, sagt die „Queenmom“. Aber ich sehe mich nicht als ihre Patronne, das sind alles meine Kolleginnen, meine Schwestern, meine Kinder. Ich habe für sie gelitten, und jetzt wird all das rekompensiert, wenn ich ein Vorbild für die nächste Generation sein darf.“
Inzwischen ist die Stimmung im Restaurant gestiegen, wie man den Geräuschen aus der Telefonleitung entnehmen kann, und die Statements von Oumou Sangaré zwischen den Essenshappen werden bruchstückhafter. Doch die politische Situation in ihrer Heimat muss doch noch angesprochen werden. Hat sie Möglichkeiten, sich da zu engagieren? „Das Festival au Désert im Norden kann ja nicht mehr stattfinden, da bin ich in die Bresche gesprungen“, sagt sie selbstbewusst. „In meinem Heimatort Yanfolila habe ich vor einigen Jahren mein eigenes Festival organisiert und alle Künstler aus dem Norden eingeladen. Das ist ja mehr als 1000 Kilometer entfernt von uns, und so war es für die Leute im Wassoulou eine große musikalische Entdeckung. Ich tue das auf eigene Kappe, die Regierung behauptet, sie habe kein Geld, um mich zu unterstützen. Die Kulturministerin ist gekommen, um sich zu zeigen, hat aber nicht einmal die Versorgung mit Trinkwasser unterstützt!“ Das Festival soll als Zeichen der Einigkeit und des Friedens für Mali weitergehen, sagt Oumou Sangaré. Für sie schließt sich im Dorf ihrer Wurzeln ebenso der Kreis wie mit dem neuen Werk Acoustic: „Das ist die Frucht meiner dreißigjährigen Karriere. Ich war überall auf der Welt, bis hin nach Amerika und Brasilien. Aber hier kann ich meine Reise beenden.“
die franko-marokkanische Band Bab L’Bluz hat gestern Nacht den Mensagarten in Trance versetzt – fesselnder Schlusspunkt eines spannenden Konzertwochenendes mit begeistertem, zahlreichem Publikum.
Jetzt wechselt das vom Kommunalen Kino Freiburg initiierte Festival
„Ins Weite. Reisen in Film, Musik und Literatur“
seine Spielorte und macht für die Musik am Waldsee Station.
Hier haben wir bis Ende des Monats drei wunderbare Shows mit starken Frauen zu verkünden.
Am Donnerstag, den 20.8. um 19h30 gastiert die junge Basler Sängerin, Pianistin, Songwriterin, Pianistin, Komponistin und Arrangeurin Yumi Ito mit ihrem Trio und einer Klangsprache zwischen Jazz, Björk und Impressionismus.
Eine Entdeckung aus Äthiopien ist die Sängerin Feven Yoseph, die am Sonntag, den 23.8. um 19h30 mit ihrem Quintett ostafrikanische Roots und Skalen in eine soulige Umgebung bettet.
Gleich drei starke Frauen begegnen sich am Sonntag, den 30.8. um 19h30, wenn Julia Galas und Steffi Sembdner vom Tanztheater J.U.S.T. und ihrem Stück „mitteschön“ auf einen akustischen Roadtrip von New Orleans nach Detroit der Straßburger Sängerin Barefoot Amhell und ihrem Trio treffen. Dieses Konzert veranstaltet „Ins Weite“ in Kooperation mit dem Café Atlantik.
Amhell & Her Backdoor Men: „She’ll Be Gone“
Quelle: youtube
Tickets sind ausschließlich auf der Website des Festivals erhältlich, dort wird selbstverständlich auch über das Hygienekonzept informiert: https://www.koki-freiburg.de/insweite/
mit einem intensiven Konzertwochenende geht das vom Kommunalen Kino Freiburg initiierte Festival
„Ins Weite. Reisen in Film, Musik und Literatur“
ab kommendem Freitag in seine Finalrunde im Mensagarten.
Wir haben für alle Daheimgebliebene grandiose Bands am Start, die zu ganz verschiedenen Reisezielen mitnehmen:
Am Freitag, den 14.08. um 19h macht die Leopold Kraus Wellenkapelle mit ihrem Black Forest Surf den Anfang – ein Roadmovie für die Ohren mitten aus dem Schwarzwald, der in die Weite der USA versetzt.
Leopold Kraus Wellenkapelle: „Plattfuß am Texaspass“
Quelle: youtube
Karibische Gefühle kommen am Samstag, den 15.08. um 19h mit Iman & Dub Tub auf, eine heimische Reggae-Formation, die internationales Format ansteuert. Beide Konzerte finden in Kooperation mit Swamp statt.
Den Schlusspunkt setzt am Sonntag, den 16.08. (21h!) der Gnawa-Rock von Bab L’Bluz, die marokkanische Grooves auf die intensive Rockpower à la Hendrix treffen lassen.
Tickets sind ausschließlich auf der Website des Festivals erhältlich, dort wird selbstverständlich auch über das Hygienekonzept informiert: https://www.koki-freiburg.de/insweite/
In der zweiten Augusthälfte wechseln wir mit der Konzertschiene von „Ins Weite“ zum Waldsee!
Infos folgen.
Einer der bekanntesten Musiker Angolas, Waldemar Bastos, ist am 9. August im Alter von 66 Jahren in Lissabon an einem Krebsleiden gestorben. Über mehr als vier Jahrzehnte verfolgte Bastos eine internationale Karriere, war dabei stets auch ein Kritiker der politischen Verhältnisse in seiner Heimat und ein Kämpfer für die Demokratisierung. Bastos stammte aus der Provinz M‘Banza Kongo und begann seine musikalische Laufbahn früh in Tanzbands. Die Lieder des Volkes, die Kirchenmusik des Vaters, aber auch der Soul der Jackson 5 boten ihm Zuflucht vor dem oppressiven Regime-Alltag. Alle Einflüsse strömten in seinen eigenen Liedern zusammen, seine empfindsam-kehlige Stimme ist dabei sein Markenzeichen.
Als Befürworter der Unabhängigkeit wird er bereits mit 19 von der portugiesischen Geheimpolizei PIDE verhaftet, nach der Unabhängigkeit 1975 flieht er vor dem Bürgerkrieg nach Portugal. Eine erste Platte nimmt er 1983 in Brasilien auf, der weltweite Durchbruch erfolgt aber erst 1998 mit der Scheibe Preta Luz unter den Fittichen von David Byrne. In seiner Heimat konnte er nur sehr selten singen, die Verfolgung durch die Geheimpolizei gehörte aufgrund seiner kritischen Texte zu seinem Alltag. Seine internationalen Teamworks aber spannten sich von Chico Buarque über Ryuichi Sakamoto bis zum London Philharmonic Orchestra.
Als einziger Nichtportugiese sang er 2001 bei einer Gedenkfeier für die eng befreundete Fadista Amália Rodrigues. Waldemar Bastos erhielt vom neuen angolanischen Staatspräsidenten João Lourenço als Zeichen der Versöhnung 2018 den Nationalen Preis für Kultur und Künste. Wenig später bot Bastos dem Kulturministerium seine Zusammenarbeit an. Seine generationenübergreifende Popularität hallt derzeit in den Nachrufen wider, die auch Kommentare vieler junger Lyriker und Rapper umfassen.
Der Name Bongeziwe Mabandla mausert sich in der südafrikanischen Szene langsam aber stetig zu einem großen. Denn der Mann aus der Eastern Cape-Region verfügt über ein empfindsames Falsett, das sich wie ein süßer Pfeil in die Ohren bohrt. Die Basis seiner zwölf Songs auf Iimini ist ein gemächlicher Akustikgitarrenfolk. Doch der mosambikanische Produzent Tiago Correia-Paulo baut unter die Melodien ein elektronisches Fundament, das mal an die Sounds aus einem Kwaito-Club erinnert, sich dann aber wieder ganz verflüchtigt, um Mabandlas Stimmenlyrik Raum zu lassen (Anspieltipps: „Masiziyekelele“, „Bambelela“).
In den warmen Beats mischen sich Maschinensounds mit der Klangwelt von Lamellophonen, was durchweg einen warmen Gesamteindruck der Rhythmik erzeugt. Zuweilen schichten sich Chöre zu sparsamen Klavierakkorden. Umgebungsgeräusche aus urbanem Setting, aber auch Blätterrauschen im Wind verfeinern den organischen Gesamteindruck dieser durch und durch spannenden Scheibe. Einen Hit mit Anklängen an den hymnischen Synth-Pop der Achtziger hat „Iimini“ mit „Zange“ auch. Und die Xhosa-Texte? Sie bergen ein breites Spektrum an Liebesbezeugungen – von Körperlichkeit bis zu inständigem Flehen.
das vom Kommunalen Kino Freiburg initiierte Festival „Ins Weite. Reisen in Film, Musik und Literatur“ freut sich,
in Kooperation mit dem Festival „Tamburi Mundi“ zu präsentieren:
„Under The Big Blue Sky“ Mensagarten Freiburg, Freitag, 31.07.2020, 19h
In diesem Partnerkonzert mit Tamburi Mundi, zugleich die Eröffnung des seit vielen Jahren in Freiburg etablierten Rahmentrommelfestivals, erleben wir eine Reise vom Bosporus in die mongolische Taiga über die kulturelle Schnittstelle Persien. Sechs herausragende Künstler*innen gestalten dieses nahöstlich-zentralasiatische Roadmovie für die Ohren, lassen ihre Talente in den verschiedensten Solo-, Duo- und Trio-Konstellationen aufleuchten. Alle sind Tamburi Mundi seit etlichen Jahren eng verbunden. Kraftvolle mongolische Gesänge und der melancholische Klang der Pferdekopfgeige begegnen virtuos-filigranen Improvisationen auf dem persischen Hackbrett Santur, und die Trommeln verweisen auf die mal tänzerische mal schamanische Sphäre – all das unter dem großen blauen Himmel, der in der Mongolei als Gottheit verehrt wird und sich 300 Tage im Jahr von Horizont zu Horizont ins Weite dehnt.
Enkhargal Dandarvaanchig („Epi“) (Gesang, Morin Chuur (Pferdekopfgeige)
Er stammt aus der nordmongolischen Taiga, doch unsere Region ist für ihn eine zweite Heimat geworden: Der Musiker Enkhjargal Dandarvaanchig, den viele nur als „Epi“ kennen, formt sein zentralasiatisches Musikerbe stets überraschend, berührend, humorvoll und neuartig um. Als Sohn eines Pferdezüchters war er von Kindheit an eng verbunden mit der atemberaubenden Natur und dem nomadischen Alltag. Früh begeisterte er mit seinem Quintett, das aus Morin Khuurs, den berühmten mongolischen Geigen bestand, deren Hals in einen geschnitzten Pferdekopf mündet und deren Klang an unser Cello erinnert. Während seiner Zeit beim Klangwelten-Initiator Rüdiger Oppermann entwickelte er in der zweiten Heimat seine Vision von neuer mongolischer Musik weiter, mit kunstvoll ausgestalteten Arrangements der rhythmisch freien „Langlieder“, des Kehlkopfgesangs in all seinen unter- und obertönigen Facetten, und virtuosen Morin Khuur-Stücken. Er ging Teamworks mit vielen Musikern ein, vom Jazzer Didier Lockwood bis zum Weltmusiktrio Violons Barbares. Seine neue CD ist eine musikalische Rückreise in die Mongolei: mit vielen Stücken, die die Natur verherrlichen und mit denen er sich an seine Kindheit und seine Familie erinnert.
Baadma, Baaka & Otgoo Samdandamba (Gesang, Tovshuur – mongolische Laute)
Sie gelten als die drei „mongolischen Königinnen“: Badamkhorol Samdandamba (Baadma), Gründerin und Direktorin des internationalen Musikfestivals „Roaring Hooves“ und Kulturbotschafterin der Mongolei in Freiburg, und ihre beiden Schwestern. Majestätisch erhebt sich der Lang-Gesang Urtiin-Duu in freier Form, wechselt ab mit den rhythmischeren Kurzliedern, die von der zweisaitigen Laute Tovshuur begleitet werden. Ein weites Themenspektrum umfassen diese kraftvollen Stücke: Es geht um die Pferde und Kamele, zentrale Bestandteile des Nomadenlebens, und den endlos weiten und an 300 Tagen im Jahr blau strahlenden Himmel, der als Gottheit verehrt wird. Die Schönheit des Altai-Gebirges und der Wüste Gobi werden gepriesen, und natürlich handeln die Verse auch immer wieder von der Liebe. Ebenfalls eine herausragende Rolle in dieser Vokalkultur spielt der schamanische Aspekt, wenn Trommeln ins Spiel kommen. Baadma, Baaka und Otgoo lassen die Mongolei vor unseren Ohren lebendig werden.
Arezoo Rezvani (Santur – persisches Hackbrett)
Arezoo Rezvani begann mit 18 Jahren, das persische Hackbrett Santur zu spielen und gab nach nur neun Monaten ihr erstes Konzert. Sie erhielt einen Preis als Talent des Jahres. Arezoo studierte Musik und schloss mit Auszeichnung ab. Bis 2015 spielte sie im Orchester „Sheyda“ unter Leitung des im Iran sehr berühmten Mohammad Reza Lotfi. Arezoo Rezvani leitete überdies das Frauenorchester in Isfahan. Unter den wenigen Frauen, die die Santur spielen, ist ihr professionelles Niveau herausragend. Sie versteht sich als Brückenbauerin mit Hilfe der Musik und ihrer Grenzen überschreitenden Sprache. Ihre Vorbilder sind ihr Lehrer Ardavan Kamkar und die großen persischen Santur-Legenden Parviz Meshkatian und Faramarz Payvar. Rezvanis Spiel ist geprägt von einem lebendigen Austausch von Rhythmus, Klang und Kultur – wie se bei etlichen vergangenen Tamburi Mundi-Festivalausgaben schon beweisen konnte.
Murat Coşkun (Rahmentrommeln)
Fundiert auf seinem Studium der Orientalistik und Musikethnologie vermittelt der international renommierte Perkussionist Murat Coşkun zwischen den musikalischen Welten des Orients und Okzidents, schöpft aus einem großen Musikrepertoire unterschiedlichster Kulturen und engagiert sich in vielen Stilrichtungen wie Weltmusik, Klassik, Alte Musik, Jazz und Neue Musik. Immer wieder wird er als Solo-Perkussionist von international renommierten Orchestern wie z.B. dem Freiburger Barockorchester, den NDR Radiosymphonikern, Tonkünstler Orchester Österreich eingeladen. Er ist seit 2004 Perkussionist bei Giora Feidman und arbeitet regelmäßig in Projekten mit international renommierten Musikern wie dem fünffachen Grammy-Gewinner Glen Velez, Michel Godard, Enrique Ugarte oder Gianluigi Trovesi. Coşkun ist zudem gefragter Dozent für orientalische Perkussion und Rahmentrommeln, unter anderem an der Popakademie Mannheim. Murat Coşkun ist Gründer und künstlerischer Leiter des weltweit bedeutendsten Festivals für Rahmentrommeln, Tamburi Mundi, in Freiburg, mit dem er auch Gastspiele im Iran, Italien und der Türkei veranstaltete.
Tickets sind ausschließlich auf der Website des Festivals erhältlich, dort wird selbstverständlich auch über das Hygienekonzept informiert.