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2014-03-03-16-16-28

Schreiben über Musik kann sehr ritualisiert sein. Wir leben in der Ära des „present shock“ (Douglas Rushkoff) – und wenn alles zeitgleich passiert, drängt auch im journalistischen Tagesgeschäft ständig Neues ans Ohr, soll eingeordnet und beurteilt werden, möglichst in knappen, kurzatmigen, unpersönlichen Zeilen. Und wird schnell wieder ad acta gelegt, aus den Ohren aus dem Sinn. Was dabei verloren geht: Akustische Raumtiefe. Klangkarten mit Relief. Hörentscheidungen nach dem  Kairos, dem günstigen Zeitpunkt, statt linearem Chronos. Und letztendlich auch die Begeisterung für das Musikerlebnis.

Hier gibt es keine Rituale, und auch keine erzwungene Gleichzeitigkeit. Stattdessen: Akustische Erinnerungen, die Retro-Hypes überdauern. Aber auch Raum für ganz bewusst gewählte Nostalgie. Fundstücke, die den Duft der Zeit verströmen. Aber natürlich auch Aktuelles, das dem Zeitdiktat ein Schnippchen schlägt. Die Echos kommen mal in eher kurzen, mal in langen Intervallen.

Die Idee des „green belt of sound“ beruft sich auf das Projekt „the great green wall“. Biologen u.a. von den Kew Gardens in London haben die Vision eines 14 km breiten Grüngürtels entwickelt, der sich durch ganz Afrika schlängeln soll, vom Senegal bis Djibouti. Dadurch soll das Weltklima günstig beeinflusst, die Verwüstung aufgehalten werden.

Ähnlich will diese Seite eine grüne Lunge in der Wüste der Musikindustrie sein. Klingt pathetisch? Dann ist das ganz OK. Stilistik interessiert hier nicht: Denn wenn Resistenzen in einem kargen Klima aufgebaut werden sollen, geht das nur in einer Allianz aus allen Klängen. Und letztendlich: Das Reflektieren aus diesem Klanggürtel ist sehr persönlich und emotional, aber nicht fan-tümelnd. Dass das geht, machen die britischen Kollegen schon lange vor.

saturday-night-riddickTalking about music is like dancing about architecture“ – dieser Ausspruch des US-Comedian Martin Mull wird von Kritikern der schreibenden Zunft gerne angewandt, um die Berechtigung des Musikjournalismus in Frage zu stellen. Ich halte ihn für ein Kompliment. Wenn über Architektur getanzt würde, sähe das mit Sicherheit grandios aus, würde eine eigene Kunst kreieren. Tanzen wir also mit Worten.  In diesem Sinne wünsche ich viel Entdeckergeist beim Durchwandern des belt of sound.

Stefan Franzen

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