Ich freue mich sehr, dass das Festival #SOUNDCITYFREIBURG mich eingeladen hat, mein Buch Ohren auf Weltreise in einem ganz neuen Kontext vorzustellen.
Am Samstag, den 4.10.2025 werde ich ab 16h im legendären Plattenladen Flight 13 in der Stühlingerstr. 15 aus dem Buch lesen, dieses Mal begleitet von ausgesuchten Vinyl-Einspielungen aus aller Welt. Der Eintritt ist frei!
Kommt vorbei und versäumt es nicht, die ca. 20 anderen sehr hörens- und besuchenswerten Programmpunkte von SOUNDCITY abzuchecken.
Wien bringt derzeit viele erstaunliche Bands hervor, unter ihnen sticht das Quartett Elsa um Sängerin Elsa Steixner nochmals mit einer eigenen Klangsprache heraus. Elsa eröffnen das Jazzfestival Freiburg, und veröffentlichen die neue CD Jump! auf dem Freiburger Label Jazzhaus Records. Mit Sängerin und Bandchefin Elsa Steixner habe ich vorab gesprochen.
Elsa Steixner, wie kommt eine Band aus der Weltstadt Wien auf ein Label im beschaulichen Freiburg?
Elsa Steixner: Wien ist zwar eine Weltstadt, aber Österreich doch überschaubar. Wir haben uns ein bisschen umgeschaut und gesehen, dass auf Jazzhaus Records Acts von überall her im Boot sind, und wir dachten uns, das ist ein guter Anker, um die internationale Arbeit aufrechtzuerhalten und gleichzeitig auf Deutsch mit unserem Label kommunizieren zu können.
Sie haben im holländischen Arnhem Jazzgesang studiert, dort auch einige der Bandmitglieder kennengelernt. Wollten Sie Jazzmusikerin werden, oder war die Jazzausbildung von Beginn an nur als Rüstzeug gedacht?
Steixner: Da ich nicht aus einer Musikerfamilie komme, war für mich Musizieren immer etwas sehr Impulsives und Intuitives. Ich habe gemerkt, ich muss mir einen Rahmen schaffen und einen Austausch mit anderen Menschen, deswegen wollte ich studieren. Vom Jazz war ich fasziniert, seit ich zwölf war. Ich dachte am Anfang des Studiums, irgendwann werde ich imstande sein, über jede beliebige Form zu improvisieren. Bis ich dann sehr in sehr kurzer Zeit darauf gekommen, dass das überhaupt nicht mein Ziel ist, die beste Scat-Queen oder so etwas zu werden. Arnhem kam mir entgegen, weil an der dortigen Uni die individuelle künstlerische Entfaltung sehr im Fokus steht. Sie fragen dich: Was willst du eigentlich mit dir machen, regen dich an, eigene Musik zu schreiben.
Ihre Songs, und vor allem die Färbung ihrer Stimme klingen ja auch oftmals eher nach Soul als nach Jazz, an anderen Stellen haben sie viel mit Folk zu tun.
Steixner: Ja, vom Soul komme ich eigentlich her. Etta James, Aretha Franklin, Ray Charles haben mich schon vor Ella Fitzgerald fasziniert, und dann habe ich Nina Simone entdeckt, für die ich bis heute eine ungebrochene Liebe habe. Sie könnte darüber singen, dass sie zum Supermarkt geht, und ich wäre trotzdem total bei ihr. Auf der anderen Seite habe ich immer mehr Zugang zu Joni Mitchell gefunden. Was mich an ihr so überzeugt, ist, dass sie vom Folk kommt, und dann auf jedem Album Neues ausprobiert, sich nie hat einsperren lassen. Immer wieder mit allem zu brechen, das schaffen nicht viele Musiker.
Viele Ihrer Songs haben eine überraschende Struktur, die vom herkömmlichen Schema mit Strophe, Bridge und Refrain weggeht. Auch die Dynamik wird gerne ausgereizt: Oft wird man von er sehr extrovertierten Stimmung in etwas Träumerisches zurückgeworfen, oder umgekehrt.
Steixner: Lustigerweise ist es überhaupt kein Anspruch von mir, so zu schreiben, ich finde Strophe, Bridge, Refrain super. Aber ich habe in vielen Songs ungeplant eine ganze Lifetime untergebracht. Und das Spannendste im Leben ist ja auch Dynamik, das Dasein besteht aus Kontrasten. Dann haben wir in der Band gemerkt: Wow, die Hälfte der Songs auf dem Album hat eigentlich keine klassische Songstruktur. Aber das wir nichts bewusst Angestrebtes, ich bin keine Konzept-Schreiberin.
Würden Sie sagen, im Sound von Elsa steckt auch irgendwas Wienerisches auch drin?
Er verknüpft die Klänge des Mittelmeers und des Nahen Ostens mit der Alten Musik und dem Barock, stellt Jazz, Weltmusik und Klassik auf Ohrenhöhe nebeneinander. Nun hat der Franko-Katalane Renaud García-Fons mit Blue Maqam ein Album veröffentlicht, auf dem er erstmals die menschliche Stimme neben seinem Bass zulässt, in Gestalt seiner Tochter Soleá.
Anlass, Renaud García-Fons‘ Karriere noch einmal Revue passieren zu lassen, und dann vor allem die Werke der letzten Jahre in den Fokus zu stellen. In der Reihe JazzFacts im Deutschlandfunk könnt ihr am Donnerstag, den 18.09.2025 ab 21h mein Porträt des Bassisten hören.
Renaud García-Fons: Blue Maqam – Le Concert (Trailer)
Quelle: youtube
Die libanesische Singer/Songwriterin, Designerin und bildende Künstlerin Tania Saleh geht mit Fragile in ein schmerzhaftes Kapitel biographischer Bewältigung. Die Explosionen im Beiruter Hafen von 2020 haben ihre Existenz vernichtet, sie lebt nun im Pariser Exil. Das Album, musikalisch geschmackvoll zwischen arabischem Lied, Popsong und Bossa pendelnd, ist mit Piano, Oud, Klarinette, Flöte, dezenten Beats und Samples sanft ausgestaltet. Die Texte legen die Finger in die Wunden einer Exilanten, die sich fragt, ob die Menschheit ihrer Selbstvernichtung noch entkommen kann und will – und jeder der Clips zu den Songs ist ein kleines Meisterwerk. Anspieltipp sind das flüchtig dahinfliegende „Hashara“ und das wehmutsvolle „Matrah“.
Ein Japaner studierte indische und afghanische Musik in Paris: Das ist der ungewöhnliche biographische Hintergrund des Japanistan Trios mit seinem Kopf Kengo Saito. Douce Errance spiegelt die erstaunliche Begegnung wider: Die fernöstliche Bambusflöte Shakuhachi entfaltet ihre schweifende Melancholie zu den dornigen Riffs der Schalenhalslaute Rubâb. Mal verliert man sich in einem freien, Zen-artigen Gemälde wie „Fuyu No Hikari“, dann wieder weht orientalische Süße in „Amar Amar“ hinein. Die persische Tombak und Daf passen die Gegenpole in ordnende Beats ein, treten auch mal wirbelnd hervor. Und zum Ende eine etwas staksige, aber dennoch entdeckenswerte Adaption einer Bach‘schen Polonaise.