Es gibt ihn tatsächlich, den „Aretha Day“. Zur Queen of Soul wurde Aretha Franklin vom Radio-DJ Pelvis Spann im Chicagoer Regal Theater schon kurz zuvor gekrönt, doch als sie am 16. Februar 1968 nach dem Erfolgssturm ihrer drei ersten Atlantic-Alben in der Cobo Hall ihre triumphale Rückkehr nach Detroit feierte, erklärte der Bürgermeister diesen Tag zum Ehrendatum für die nun ohne Zweifel berühmteste Tochter der Stadt. Kurioserweise wird dieser Tag ja ab heute immer genau ein halbes Jahr nach ihrem Todesdatum begangen. Zur 51. Wiederkehr des Aretha Day, möchte ich meine Holler Across The Nation-Reihe mit herausragenden, aber vielleicht nicht immer so offensichtlichen Aretha-Songs in loser Folge wieder aufnehmen.
Heute eine Perle aus ihren Columbia-Jahren, wo sie 1960 bis 1966 fast ein Dutzend Alben zwischen Blues, Jazz, Folksong und Easy Listening einspielte. Man stellte ihr ein kitschiges Streichorchester zur Seite, versuchte sie als Popsängerin in die Charts zu hieven. Vergeblich – auch wenn sie mit ihrer strahlenden Stimme Standards wie „What A Difference A Day Makes“ oder „This Bitter Earth“ zu Versionen für die Ewigkeit machte. All die Jahre wohnte etwas in ihr, was noch niemand entdeckt hatte, etwas, das ihr ihre große Stunde bescheren würde. Diese Spannung zwischen bitterer Erde und himmlischer Glut, die ist immer da in ihren Uuuuh‘s, und Mmmmh‘s, egal wie süßlich die Geigen sind.
Aretha Franklin: „Skylark“ – Johnny Mercer version, 1963
Quelle: youtube
Und das von Johnny Mercer und Hoagy Carmichael geschriebene Standard „Skylark“, 1942 vom Glenn Miller Orchestra bekannt gemacht, siedelt mittendrin in diesen ihren stilistischen Brüchen. In der dicken Streichersoßen-Version findet es sich auf dem Album Laughing On The Inside von 1963, arrangiert und produziert am 12.6.1963 von Johnny Mercer, der die kitschigsten Extreme aller Aretha-Aufnahmen für sich verbuchen kann. Doch als wäre sie nicht zufrieden gewesen mit dieser Fassung, gab es während der Sessions zu Yeah!!! In Person With Her Quartet unter Produzent Clyde Otis am 10.2.1965 eine weitere, jetzt viel jazzigere Einspielung des Titels – die allerdings erst 1992 veröffentlicht wurde.
Aretha Franklin: „Skylark“ – Clyde Otis session, 1965
Quelle: youtube
Der Vergleich zeigt, wie ungetrübt vom jeweiligen Setting Aretha schon in diesen frühen Zwanzigern mit meisterhafter Variation in der Phrasierung und vokaler Durchschlagskraft aufwarten konnte. Für die Live-Show im Fernsehen hatte sie 1964 schon ebenfalls eine jazzigere Variante bevorzugt.