Während die Öffentlich-Rechtlichen durch Wegsparen der Nischen ihr eigenes Grab schaufeln, gibt es im Netz neue Radioaktivität zu vermelden: Auf radiooooo.com kann man sich durch Kontinente, Stile und Dekaden hören und so Mosaikbausteine für den Soundtrack des Planeten seit 1900 sammeln. Das Konzept ist simpel: Eine anklickbare Weltkarte bringt einen zum gewünschten Land, dann wählt man sein favorisiertes Jahrzehnt. Des weiteren lässt sich nun zwischen „slow“, „fast“ und „weird“ differenzieren – und dann spuckt die globale Jukebox ein Stück aus nebst – rudimentären – Infos zum Track.
Ein paar Stichproben: Im Brasilien der 1930er bekommt man unter „weird“ Noel Rosas neckischen Samba „Com Que Roupa“ geliefert, fünfzig Jahre später Azymuths „Dear Limmertz“. An aktueller Musik aus China wirft der elektronsiche DJ eine örtliche Version von Abbas „Dancing Queen“ aus. In unseren eigenen Breiten reicht das Jahrhundertspektrum von den Gebrüdern Wolf („Dat Paddelboot“) bis zu Solumun und seinem „Kackvogel“. Gemogelt haben die Betreiber bei der Antarktis: Hier sind nicht nur menschliche Klangerzeugnisse, sondern Buckelwalgesänge und schmelzendes Eis zu hören.
Besonders reizvoll die Taxifunktion: Hier stellt man sich seine eigene musikalische Weltreise zusammen, die dann automatisch wiedergegeben wird. Neue Eingänge sind in einer eigenen Rubrik anklickbar, außerdem gibt es ein „Neverland“ mit kindgerechtem Sound. Zum basisdemokratischen Radiooooo (die fünf „o“ stehen für die Kontinente) kann jeder mit eigenen Musikvorschlägen beitragen.