Diese Seite ist keine politische Seite.
Trotzdem gehen mir seit dem 13.11. einige Gedanken im Kopf herum, die ich hier nur knapp formulieren möchte.
Mich entsetzt der Anschlag von Paris mit 120 Toten und Hunderten Verletzten.
Mich entsetzt, wie hausgemacht dieser Terrorismus vor unserer Haustür ist, nicht erst seit gestern, sondern seit Jahrzehnten der Einmischung und Hegemonialinteressen des Westens im Orient bis mindestens zurück zur Zeit von Wilhelm II.
Mich entsetzt die reflexartige Kriegsrhetorik, das Bemühen nationalistischer Symbole, das Absingen einer blutrünstigen Hymne als Zeichen der Identitätsstiftung.
Mich entsetzt, dass die gleichen Politiker, die von christlichen Werten, Nächstenliebe und Mitgefühl sprechen, Waffengeschäften mit ebenjenen zustimmen, die den Terrorismus unterstützen.
Mich entsetzt, dass sich unser Entsetzen schnell in Grenzen hält, wenn es um die „Kollateralschäden“ bei den Luftangriffen auf Syrien geht, bei den Drohneneinsätzen der USA in Afghanistan und Pakistan, um die 500.000 Kriegstoten im Irak, die mit hoher Wahrscheinlichkeit mit deutschen Chemikalien realisierten Giftgasangriffe Assads, die mit deutschen Gewehren ermordeten mexikanischen Studenten.
Mich entsetzt, wie unsere Medien einseitig und sensationsgierig um die Befindlichkeiten Zentraleuropas kreisen und damit den Terroristen eine perfekt ausgeleuchtete Bühne liefern.
Am vergangenen Freitag ist in Brasilien durch eine vergiftete Flutwelle jegliches Leben im Rio Doce ausgelöscht worden – mit grauenhaften, teils tödlichen Folgen für die indigenen Anwohner. Das war in den Nachwehen von Paris keinem deutschen TV-Sender auch nur eine Meldung wert.
Mich entsetzt, dass wir auch nach einem Jahrhundert nichts dazu gelernt haben.
1892 haben die Schüler eines Waisenhauses die Marseillaise de la Paix gedichtet. Wurde sie in diesen Tagen irgendwo einmal angestimmt? Die Hunderte der Pariser Opfer, die Hunderttausende Opfer im Nahen Osten seit Bush jun. und die Millionen Flüchtlinge, die wir produzieren, hätten es verdient gehabt.